Wir flohen vor dem Tieflandnebel in die Höhe auf den Weissenstein SO. Bei der Wanderung fand ich einige Farne, die ich als Dryopteris expansa einstufe, bei zweien könnte es auch carthusiana sein, doch ich weiss nicht, ob der so weit in der Höhe vorkommt. Dilatata kann es nicht sein, der fehlt oberhalb 800 m.
Bei D. expansa meldet die FlorApp: “Interessant, diese Art ist in diesem Gebiet bisher unbekannt”. Nun bin ich verunsichert, denn es gibt dort noch mehr als diese 5 Populationen (ich musste mich mit Bestimmen zurückhalten, aus Rücksicht auf den Rest der Familie…). Unten also die Fotos zu den 5 Funden.
Was meint Ihr dazu?
4 Antworten
Also, zunächst: D. dilatata kommt auch durchaus über 800 m vor, etwa bis 2000 m oder so. Es ist eher andersrum: D. expansa kommt nicht (oder kaum) unterhalb von 800 m vor. Also kommen alle drei Arten in Frage. Keine ist carthusiana, es bleiben also nur dilatata und expansa.
P 1 und 2 sind etwas komisch, da würde ich lieber die Meinung von Jens Freigang haben. Leider kann man auf den Fotos viele Deatils nicht gut sehen. Wahrscheinlich auch “nur” dilatata.
P 2, 3 und 4 würde ich D. dilatata nennen. Dunkle Schuppen, breite Blätter.
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AntwortenHoi Michael
Danke für Deine Einschätzung für die Populationen 2-4. Du hast natürlich recht, carthusiana hat keine dunklen Schuppen auf den eingerollten Blättern.
Ich nehme an, Du meintest 1 & 5 (?) sind etwas komisch?
Ja, klar, 1 und 5.
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AntwortenHallo Isabel, hallo Michael,
ich stimme Michaels Einschätzungen bzgl. Pop. 2, 3 und 4 zu, vermutlich D. dilatata. Bei Pop. 1 (Abb. 3 und 4) lässt die Wuchsform durchaus an D. expansa denken: Die Fläche des untersten Fiederpaars ist ca. um 90° gegenüber der Blattspindel gekippt, auch stehen die Wedel recht aufrecht, nicht so überhängend wie das gerne D. dilatata macht. Auch ist die Fläche der Fieder recht plan, also wenig Wellung, keine laterale Abkrümmung der Fiedersegmente.
Bei Pop. 5 Abb. 4 denke ich nicht an D. expansa, dazu sind die Fiedersegmente zu sehr lateral abgekrümmt. Die Hybride D. dilatata x D. expansa wäre denkbar, müsste jedoch durch eine Untersuchung der Sporen abgesichert werden. Sporen sind jedoch nur im Monat Juli vorhanden.
Ganz klar lässt sich D. carthusiana von D. dilatata und D. expansa unterscheiden durch ihre grüne Rosette und die fehlende dunkelbraune Färbung der Stielschuppen (auch alle anderen Schuppen sind nur blass durchscheinend strohfarben).
D. expansa und D. dilatata sind tendenziell durch die oben angegebenen Merkmale charakterisiert, doch ist D. dilatata sehr variabel und kann manchmal D. expansa vortäuschen, der auch eine gewisse Variabilität zeigt. Eine sichere Unterscheidung ist über die Drüsenlänge (D. dilatata hat vergleichsweise deutlich größere Drüsen als D. expansa) UND die Sporen möglich.
Neben den drei Arten D. carthusiana, D. dilatata und D. expansa mischen auch noch zwei Hybriden mit: Die Hybride zwischen D. dilatata und D. expansa (D. x ambroseae) ist recht häufig (teilweise in Kleinpopulationen) anzutreffen, wenn beide Eltern vorkommen, die Hybride D. carthusiana x D. dilatata (D. x deweveri) ist nicht so häufig und bevorzugt staunasse bis anmoorige Böden. Die Hybriden sind morphologisch ebenfalls sehr variabel.
Um es auf den Punkt zu bringen: D. carthusiana, D. dilatata und D. expansa wachsen oft gemeinsam zusammen, bilden Mischpopulationen. Zudem bilden sich leicht Hybriden, die morphologisch sehr variabel sind. Für eine zweifelfreie Bestimmung benötigt man immer die Sporen, die bei D. expansa hellbrau (hell honigfarben) gefärbt sind und bei D. dilatata dunkelbraun (es gibt hier auch noch weitere Merkmale). Die Sporen der Hybriden sind nicht rundlich und wohlgeformt, sondern sehen mehr schwarzen Brotkrümeln in allen Größen und Formen ähnlich).
Viele Grüße, Jens