"Mein" Brasilianisches Tausendblatt (Myriophyllum aquaticum) legt sich jeden Abend auf dem Balkon in der Salatschüssel schlafen, dies schon die zweite Saison. Es faltet die Blätter am Abend nach oben – und richtet sie am nächsten Morgen wieder waagrecht aus.
Und manchmal bilden sich bei den schlafenden Sprossspitzen auch kleine Guttationstropfen.
Zu Schlafbewegungen greift die Art aber nicht nur am Abend, sondern auch bei kühlem, windigem Wetter: dann krümmen sich die vorderen Fiedern am heiterhellen Tag zur Blattspitze.
Schlafbewegungen gibts auch bei anderen Pflanzen, u.a. bei Klee (Trifolium) und Kleefarn (Marsilea) -> siehe: https://www.openflora.ch/de/forum/klee-(und-kleefarn)-by-night-1743.html, oder Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella) und Bohnen.
Der direkte Balkon-Nachbar des Brasilianischen Tausendblattes (Myriophyllum aquaticum) war das Quirlblütige Tausendblatt (Myriophyllum verticillatum), welches den letzten Winter erfolgreich in einem zeitweise vereisten Suppenteller verbrachte und perfekte, dicht gepackte Turionen (Überwinterungsknospen) bildete. Im Frühling entwickelten sich aus den Turionen neue, lockere Sprosse – und damit war die Zeit definitiv reif, die jungen Pflanzen wieder in die Freiheit zu entlassen.
Das neophytische Myriophyllum aquaticum blieb (und bleibt) selbstverständlich auf dem Balkon.
Der Hintergrund der beiden Myriophyllum-Arten in nicht ganz artgerechter Haltung ist ein simpler:
Die beiden Arten sehen sich nicht unähnlich, v.a. wenn Myriophyllum verticillatum stattliche Pflanzen bildet und M. aquaticum eher schmürzelig daherkommt. Diese Ähnlichkeit führte zumindest letztes Jahr in einem ganz konkreten Fall zur Verwechslung der beiden Taxa.
Die korrekte Unterscheidung der beiden Arten ist damit nicht einfach Schönwetter-Botanik, sondern hat je nach dem handfeste Konsequenzen:
- Das neophytische Brasilianische Tausendblatt (Myriophyllum aquaticum) ist im Anhang 2.1 der Freisetzungsverordnung aufgeführt, es gilt ein sog. "Umgangsverbot".
https://www.infoflora.ch/de/flora/myriophyllum-aquaticum.html - Das Quirlblütige Tausendblatt (Myriophyllum verticillatum) ist auf der nationalen Roten Liste als "NT", potenziell gefährdet, eingestuft.
https://www.infoflora.ch/de/flora/myriophyllum-verticillatum.html
Unten folgen zwei Fotos desselben Sprosses am Tag und am Abend und “schlafende” Sprosse mit Guttationstropfen.
Anschliessend Fotos für den direkten Vergleich zwischen den beiden Arten; im Wiki sind die beiden Arten ausführlich beschrieben und illustriert:
Brasilianisches Tausendblatt (Myriophyllum aquaticum)
- Blätter mit Schlafbewegungen im Sommer; ab Herbst verändert sich die Ausrichtung der Blätter in der Nacht nicht mehr deutlich
- überwintert mit untergetauchten, aber auch "an Land" (resp. auf dem Balkon) kriechenden Sprossen; bildet keine Turionen/Überwinterungsknospen
- bildet im Sommer an den Sprossspitzen während der Nacht manchmal Guttationstropfen
Quirlblütiges oder Quirl-Tausendblatt (Myriophyllum verticillatum)
- führt keine Schlafbewegungen aus
- überwintert mit Turionen/Überwinterungsknospen auf dem Grund des Gewässers, alle anderen Pflanzenteile/Sprosse sterben im Herbst ab
- bildet keine Guttationstropfen
Ergänzende Fotos zu den überwinternden und im Frühling wieder austreibenden Turionen des Quirlblütigen Tausendblattes (Myriophyllum verticillatum) finden sich in diesem Forum-Beitrag.
2 Antworten
Guttationstropfen bilden sich beim Brasilianischen Tausendblatt (Myriophyllum aquaticum) manchmal in der Nacht an der Spitze der Fiedern resp. Sprosse:
Der direkte Vergleich der beiden Arten:
Links das Quirlblütige oder Quirl-Tausendblatt (Myriophyllum verticillatum), rechts das Brasilianische Tausendblatt (Myriophyllum aquaticum).