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Buzz Pollination versus Nectar Robbing

Blumenwanderer
Blumenwanderer 25.05.2025

Als ich kürzlich an einem schönen Lotwurz-Busch (sic!) vorbeikam, setzte ich mich etwas davor, um dem Treiben der Insekten zuzuschauen. Es kamen und gingen Wildbienen, Hummeln und auch grosse Holzbienen (Xylocopa violacea cf.). Ich versuchte, Fotos zu machen, was sich indes als schwierig herausstellte, da die Insekten nur kurz auf einer Blüte verweilten und überdies scheu zu sein schienen, denn sobald ich mein Iphone näherte, verschwanden sie regelmässig auf der Rückseite der Blüte. Auffallend war zudem ein hochfrequentes, kurzes Summen, das die Hummeln und Bienen produzierten, sobald sie auf einer Blüte gelandet waren. Bei den Holzbienen hörte ich jedoch nichts dergleichen.
Das Summen der ersteren weist auf ein interessantes Phänomen hin, die sog. Vibrationsbestäubung (engl. Buzz Pollination). Dabei hängt sich das Insekt unten an die Blüte und steckt den Kopf in die Blütenröhre. Nun lässt es kurz die Flügelmuskeln erzittern, wodurch sich Blütenstaub von den Antheren löst und auf Thorax und Kopf des Tieres herabfällt. Da bei Onosma der Griffel weit aus der Blütenröhre herausragt, ist auch die Fremdbestäubung sichergestellt.

Ich zitiere aus einer Studie im Zusammenhang mit Onosma:
„When bees buzz-pollinate, they use flight muscles to shake their body and the vibration transmits to the anthers. It is usually performed in flowers with poricidal anthers, which emit pollen through small openings, allowing it to adhere to the bee’s body. Buzz-pollination or sonication is performed by bumblebees and many other bee species, but not honeybees, for example (Willmer 2011). Onosma flowers do not have poricidal anthers, but the pollen is concealed within the anther cone.“

(GOGALA/SURINA: FORAGING BEHAVIOUR OF THE BEE OSMIA APICATA SMITH,  Nov. 2011, p. 141,
aus: Acta entomologica slovenica, Vol. 19)

Laut dieser Studie sind einige Wildbienen auch mit einem so langen Rüssel (Proboscis) ausgestattet, dass sie zusätzlich von unten an den Nektar herankommen können. Hier zum Sachverhalt die wenigen guten Fotos, die ich machen konnte.

  • Onosma pseudoarenaria
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Onosma pseudoarenaria, 19.05.2025 (Blumenwanderer)
Onosma pseudoarenaria, 19.05.2025 (Blumenwanderer)
Onosma pseudoarenaria, 19.05.2025 (Blumenwanderer)

3 Antworten

Im Folgenden nun die Fotoserie zu den Holzbienen. Auffallend ist hier, dass die Tiere nicht unten an der Blüte landeten, sondern in deren oberem Teil. Erst zuhause beim genaueren Betrachten der Fotos merkte ich, was da eigentlich vor sich gegangen war: Ihre kräftigen Beisswerkzeuge nutzt die Holzbiene offenbar, um stracks an den Nektar zu gelangen, indem sie einfach seitlich ein Loch in die Blütenröhre hineinbeisst. So kommt das Insekt an den Nektar, ohne jedoch die Blüte zu bestäuben (sog. "Nektarraub", engl. Nectar Robbing).


Ich weiss, das Ganze ist hier etwas off topic und eher ein entomologisches Thema, aber ich fand's interessant, dass man sowas zur selben Zeit auf derselbe Pflanze beobachten kann. Man möge Nachsicht walten lassen, wenn ich als absoluter Laie auf diesem Gebiet nicht alle Sachverhalte korrekt beschrieben habe.

  • Onosma pseudoarenaria
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19.05.2025 (Blumenwanderer)
19.05.2025 (Blumenwanderer)
19.05.2025 (Blumenwanderer)
19.05.2025 (Blumenwanderer)
19.05.2025 bei der Blütenröhre oben links ist ein Loch zu sehen, das dem Nektarraub gedient haben muss. (Blumenwanderer)
19.05.2025 (Blumenwanderer)
19.05.2025 (Blumenwanderer)

Hier die betreffende Pflanze im Habitus und die sternförmig abstehenden Börstchen auf den Höckern der Borstenhaare in der Lupenaufnahme.

  • Onosma pseudoarenaria
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Onosma pseudoarenaria, 19.05.2025 (Blumenwanderer)
Onosma pseudoarenaria, 19.05.2025 (Blumenwanderer)
  • Onosma pseudoarenaria
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Lieber Kilian, vielen herzlichen Dank für den superspannenden und wunderbar dokumentierten Beitrag!