Liebe Schachtelhalm-Leute
Bei diesem Schachtelhalm-(Equisetum-)Fund komme ich auf keinen grünen Zweig und bin sehr froh um euren kritischen Blick und eure Erfahrung.
Sprosse:
- 40–60 cm hoch, selten etwas höher
- Durchmesser 2–3 mm
- unverzweigt oder unregelmässig verzweigt
- alle Sprosse waren steril
Blattscheiden:
- durchgehend bezahnt
- +- so lang wie breit oder länger als breit, weisslich und am unteren Rand mit einem dunklen Ring; nur die obersten rötlichbraun bis grün
- am oberen Rand ohne schwarzen, knorpeligen Wulst
- Blattscheidenzähne mit deutlichem weissem Rand, lang zugespitzt; Zähne auf der Aussenseite glatt (ohne Zähnchen)
Anteil der Zentralhöhle am Durchmesser der Sprossinternodien: ca. 2/3
Sprossrippen: Soweit ich das beurteilen kann sind die Silikathöcker zu deutlichen horizontalen Querspangen verwachsen (und nicht in zwei deutlich voneinander getrennten Reihen angeordnet)
Fundort: Vully (FR), südexponierter Hang, am Fusse eines Felsens, Boden wechselfeucht; auf beiden Seiten des Weges wachsend: Hangaufwärts zwischen Brombeeren (dort mehrheitlich verzweigte Sprosse), hangabwärts im Rebberg (Sprosse unverzweigt, vermutlich nach einem Schnitt nachwachsend).
Mein erster (kurzer) Gedanke von weitem war der Winter-Schachtelhalm (Equisetum hyemale), dies v.a. aufgrund der hellen Blattscheiden: Aber diese Art hat keine Blattscheidenzähne (resp. sie lösen sich während des Längenwachstums ab und werden nach oben zusammengeschoben) – also kommt sie nicht in Frage.
Dann: Bunter Schachtelhalm (Equisetum variegatum). Aber die Sprosse sind zu hoch, die Blattscheidenzähne allmählich (nicht abrupt) verschmälert, die Silikathöcker vermutlich horizontal verwachsen (nicht getrennt), die Zentralhöhle sollte kleiner sein.
Weiter: Ästiger Schachtelhalm (Equisetum ramosissimum). Aber die Blattscheiden sind bei fast allen Sprossen grau bis weisslich, nicht nur bei den älteren, die Blattscheide sollte überall deutlich länger als breit sein, die Blattscheidenzähne würde ich schmaler und bald abknickend erwarten.
Nächster Verdacht: Moores Schachtelhalm (Equisetum x moorei; E. hyemale x ramosissimum). Aber die dunkelbraunen Blattscheidenzähne sollten keinen deutlichen weissen Hautrand besitzen und bei älteren Sprossen resp. bei den unteren Blattscheiden bald abfallen (die Zähne sind bei den gefundenen Pflanzen aber durchgehend vorhanden).
Vielleicht Equisetum x meridionale (E. ramosissimum x variegatum)... schlicht noch nie gesehen :-)
Nach de Winter & De Somer (2021) sollte die Zentralhöhle kleiner sein, aber sonst gut passend.
Ich bin sicher irgendwo auf halber Strecke falsch abgezweigt und sehe langsam Geister statt klare Schachtelhalm-Merkmale. Und Merkmale sind wichtig, Rätsel-Raten ist nicht die Lösung.
Wer hat den Durchblick und könnte helfen? Folgend eine Sammlung Fotos des Schachtelhalmes.
Herzlichen Dank im Voraus & lieber Gruss
Muriel
2 Antworten
Literatur zum Thema:
Lubienski, M. 2011: Die Schachtelhalme (Equisetaceae, Pteridophyta) der Flora Deutschlands – ein aktualisierter Bestimmungsschlüssel. Jahrb. Bochumer Bot. Ver. 2: 68–86
zobodat.at
Lubienski, M. et al. 2018: Erstnachweis von Equisetum ×meridionale (E. ramosissimum × E. variegatum, Equisetaceae) für Nordrhein-Westfalen und weitere bemerkenswerte Vorkommen von Schachtelhalmen in einem stillgelegten Steinbruch bei Hagen. Veröff. Bochumer Bot. Ver. 10(4): 52–71
zobodat.at
de Winter, W. & De Somer, N. 2021: Equisetum × meridionale (Milde) Chiov. – een nieuwe paardestaartbastaard voor Nederland. Gorteria – Dutch Botanical Archives 43: 016–023
researchgate.net
Allgemeine Infos zur Gattung:
https://www.openflora.ch/de/wiki/schachtelhalm-equisetum-511.html
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AntwortenHab's mal an das FG-Forum weitergeleitet. Vielleicht hat sich dort schon jemand mit dem Thema beschäftigt. Zumindest gibt es in D einige Leute, die Spaß an der Schachtelhalmhybridenjagd haben.
Dominik