Gestern abend im Halbdunkel ist mir dieser komische Dryopteris “affinis” aufgefallen, vor allem wegen der graduell nach unten verjüngten Fiedern und der freien Rachis. Kann jemand was dazu sagen? Fundort: Wildert bei Illnau, ZH. Dort auch viele typische D. borreri und D. pseudodisjuncta. Und eben diese eine Pflanze …
8 Antworten
Hallo Michael,
ja, diese Pflanze passt nicht einfach in die vorhandenen Schubladen: D. cambrensis subsp. insubrica, D. lacunosa, D. pseudodisjuncta oder D. affinis subsp. affinis bzw. subsp. punctata.
Auch in die Sammlung von Günther Zenners und meiner Konzeptnamen passt sie nicht.
Was spricht dagegen, die Pflanze irgendwie in das Spektrum D. borreri zu setzen. Hierzu noch ein paar Fragen meinerseits:
1.) Sind die Schuppen auf der Blattspindel auch im oberen wirklich dunkelbraun, oder ist das fotografisch bedingt?
2.) Ist die Spreite besonders ledrig, oder eher borreri-weich?
3.) Das Blatt ist nass. Sind die Schleier deswegen wieder aufgequollen? Was passiert mit den trockenen Schleiern? Sind einige Schleier von lateral eingerissen?
4. Stand die Pflanze eher sonnig? Das kann ja auch zu festeren Schleiern führen.
5.) Was ist mit dem Glanz?
6.) “tapert” die Blattspreite bei allen Wedeln der Pflanze so stark? Die Briten nehmen den Begriff “tapering” für jene Blattform, bei der sich die Fiedern zur Blattbasis hin stark verkürzen, so wie das bei dem von dir fotografierten Wedel der Fall ist.
7.) Wie lang sind die längsten Schuppen im mittleren Bereich der Blattspindel?
Soweit mal, Grüße, Jens Freigang
Hallo Jens,
danke für deine schnelle Antwortt. Zu deinen Fragen:
Ich schicke noch ein paar neue Fotos mit. Was mir auffällt ist, dass auf der Oberseite der Fiedern die Blattnerven aus dem Gewebe hrausragen wie kleine Dornen. Habe ich noch nie so gesehen, aber auch nie genau hingeschaut. S. Foto, wenn man reinzoomt, sieht man die kleinen Dornen.
LG, Michael
Hallo Michael,
also alle Merkmale so irgendwie nicht eindeutig, letztlich intermediär zwischen Diploid und Borreri. Die Sporen wären noch interessant, die sind jetzt aber sicher weg. … Und eine Flowzytometrie ;o)
Ich verstehe übrigens nicht, was du mit der Beobachtung meinst: “auf der Oberseite der Fiedern die Blattnerven aus dem Gewebe herausragen wie kleine Dornen.” Meinst du den hyalinen Hof am Ende eines jeden Blattnervs ? Auffallend sind noch die teilweise recht spitzen Zähne, auch eher ungewöhnlich.
Ich vergaß zu sagen, dass ich die Pflanze für erste (siehe unten) auch keiner anderen Taxa aus dem Affinis-Komplex zuordnen kann, (die ich jetzt hier einfach mal nenne: also nicht D. pseudocomplexa, nicht D. affinis subsp. kerryensis, nicht subsp. paleaceolobata, nicht D. cambensis subsp. cambrensis, bei cambrensis subsp. distans weiß keiner was das sein soll, weil der Typusbeleg ein nachgetriebener und noch völlig unreifer Austriebwedel ist und am Typusfundort in Korsika alles mögliche rum steht, schließlich D. affinis subsp. pontica, die kenne ich jedoch nicht. Na und eine Hybride zwischen D. filix-mas x affinis s.l. sieht auch nicht so aus.
Und zuletzt hätten wir noch D. affinis subsp. jessenii: Immerhin teilt deine Pflanze die gestutzten und gezähnten Enden der Sekundärfiedern (Fiederchen) mit dieser Taxa. Bei deiner Pflanze jedoch eine recht unregelmäßige Zähnung. Mir erscheinen aber die Schuppen der Blattspindel von deiner Pflanze bei weitem nicht so dicht, nicht so dunkel, nicht so lang wie bei meinen D… jessenii Pflanzen im Garten. Und die Schleier sehen im trockenen Zustand auch eher nach D. borreri aus.
Ich mache mir morgen (ggf. auch erst Samstag) mal die Mühe, hole einen Wedel von meinen beiden D…. jessenii rein, vergleiche, fotografiere und stelle die Bilder ein.
Und ohne Flowzytometrie tappen wir wohl erst mal weiter im Ungewissen…
LG, Jens
Hallo Jens,
danke nochmals. Also ja, nächstes Jahr flowen die Pflanze mal. Ich schaue mir dann das Gebiet auch mal genauer an, villeicht finde ich noch andere Pflanzen.
Zu den "Dornen": Ich habe jetzt mal einen Ausschnitt von dem Foto gemacht, und mit roten Pfeilen markiert, was ich meine. Da sieht man kleine weissliche Spitzen aus dem Gewebe ragen. Bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass dies die Spitzen der Nervatur sind, als ob sich das Blattgewebe nach unten gebogen hätte und die starre Nervatur stehengeblieben ist.
LG, Michael
Hallo Michael,
ja, jetzt weiß ich, was du mit den “Dornen” meinst. Ich habe das noch nie beobachtet, auch wenn ich schon viele Fiedern unter dem Mikroskop hatte. Nun stellt sich die Frage, ob diese Merkmal “einmalig” ist, genetisch verankert oder auf Umwelteinflüsse zurück geht.
Sorry, zu den Bildern von D. affinis subsp. jessenii bin ich noch nicht gekommen.
LG, Jens
Danke Jens!
Ich schaue mir die Pflanze nächstes Jahr nochmal an, wenn die Sporen reif sind und dann können wir sie auch flowen.
LG, Michael
Ich war “zufällig” nochmal im Gebiet und konnte die Pflanze lebend fotografieren.
Hallo Michael,
danke für die weiteren Fotos. Ich kann die Pflanze leider weiterhin nicht einordnen…°,o) Vielleicht, wenn ich sie selbst mal sehe.
Grüße, Jens