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Taxus x media in der Schweiz?

Michael Kessler 29.01.2023

Gestern bin ich beim Kartiertreffen Baden-Württemberg auf Taxus x media aufmerksam gemacht worden. Dies ist die Hybride zwischen T. baccata und T. cuspidata aus Ostasien. Sie ist vor über 100 Jahren in Kultur in den USA entstanden und ist seitdem im Gartenhandel weit verbreitet worden. Es ist wohl die am häufigsten im Handel angebotenen Art und siedelt sich synantrop leicht an. In Österreich scheint sie viel häufiger zu sein als echte T. baccata (s. Stöhr, O. 2019. Zur Frage der Identität junger Eibenverwilderungen (Taxus sp.) im Siedlungsraum von Osttirol (Österreich). Braunschweiger Geobotanische Arbeiten 13: 93-117) und auch in Ba-Wü ist indigene T. baccata nur sehr lokal verbreitet, während der Grossteil der aktuellen Taxus-Nachweise sich auf T. x media beziehen. Stellt sich die Frage: Wie sieht es in der Schweiz aus? InfoFlora erwähnt T. x media gar nicht. Ich will euch alle hiermit drauf aufmerksam machen, mit der Bitte in Zukunft v.a. bei Taxus-Funden in Siedlungsnähe mal genauer hinzuschauen.

Nach Stöhr sind die Merkmale der Knospenschuppen das beste Unterscheidungsmerkmal: “Knospenschuppen stets schwach bis deutlich gekielt, eiförmig-verlängert bis dreieckig und z.T. zugespitzt; nicht breit abgerundet und ungekielt wie bei Taxus baccata oder locker anliegend wie bei Taxus cuspidata.” 

Hinzu kommt die Form der Nadelspitzen: “Nadelspitze meist intermediär zwischen den Elternarten oder Nadeln mit einer etwas auf-gesetzten Spitze ähnlich Taxus cuspidata; Nadeln in der Regel nicht lang zugespitzt wie bei Taxus baccata und nicht so abrupt zugespitzt bzw. mit aufgesetzter Spitze wie bei Taxus cuspidata.” 

Ergänzende Merkmale, die nach Meinung von O. Stöhr auch für Taxus × media sprechen können, aber nicht immer ausgebildet sein müssen, sind folgende:
" Nadeln meist kürzer und kompakter als bei Taxus baccata, teils breiter als 2,5 (3) mm. Die Nadellänge von Taxus × media, wie auch von T. cuspidata, liegt nach den Untersuchungen von DEMPSEY et al. (1999) allerdings innerhalb der Taxus-baccata-Spanne.
Nadeln an jungen Seitenzeigen meist nicht deutlich zweizeilig wie bei Taxus baccata, son-dern mehr oder weniger unregelmäßig um den Zweig angeordnet."

Im Anhang noch ein Foto aus dem Artikel von Stöhr, das die Unterschiede gut zeigt.

Bin gespannt, wer T. x media im schweizer Wald findet. In Ba-Wü wird T. x media wohl deutlich weniger von Rehen verfressen und scheint sich deshalb gegen die einheimische Art durchsetzen zu können. Zudem besteht das Risiko der Hybridisierung.

(Michael Kessler)

13 Antworten

Spannend! Muss i mich mal achten. Hatte Taxus x media nicht auf dem Radar. I werd also erst mal Eibenknospen von der Siedlungshecke mit denen vom Üetliberg vergleichen und schauen wie „samesame but different“ sie ausschauen. ;-)

Gibts bei Larix nicht auch so einem eingeführten und unterkartierten Doppelgänger?

Es gibt Larix kaempferi aus Japan (Jungtreibe rötlichbraun, Zapfenschuppenränder zurückgerollt) die ab und zu bei uns gepflanzt wird. das überprüfe ich jeweils seit über 20jahren.  Habe bisher nur wenige gesehen und die waren mit Sicherheit gepflanzt.

Hoi Michael

Vielen Dank für die Info zu Taxus x media inkl. Hinweis auf die Publikation von O. Stöhr https://www.zobodat.at/pdf/Braunschweiger-Geobot-Arb_13_0093-0117.pdf  !

Für mich Neuland, ich hatte T. x media ebenfalls nicht auf dem Radar... 

Bei mir um die Ecke sehen die Eiben für mein ungeübtes Taxus-Auge sehr "same-same" und kaum "different" aus; ich bin mir nicht sicher, ob sich Hybriden darunter verstecken oder ob alles Taxus baccata ist. 

Damit es kein Durcheinander gibt, drei unterschiedliche Standorte (Parkanlage, Wald, angrenzender Friedhof) in separaten Antworten:


Standort 1: Spitalackerpark, Stadt Bern, 601266 200515
Durchmesser der Eibe: ca. 10 cm (BHD)
Vermutlich ältere Anpflanzung.

Nadeln Oberseiten. (Muriel Bendel)
Nadeln Unterseiten. (Muriel Bendel)
Winterknospen. (Muriel Bendel)

Standort 2: Schosshaldewald, Bern, 603192 200051

Durchmesser der Eibe: ca. 3 cm (BHD)

Wild – oder verwildert.

Nadeln Unterseiten. (Muriel Bendel)
Nadeln Oberseiten. (Muriel Bendel)
Winterknospen, Unterseite. (Muriel Bendel)
Winterknopen, Oberseite. (Muriel Bendel)
(Muriel Bendel)

Standort 3: Schosshaldenfriedhof, Bern, 602873 200324

Durchmesser der Eibe: ca. 7 cm (BHD)

Angepflanzt.

Winterknospen. (Muriel Bendel)
Nadeln Unterseiten + Winterknospen. (Muriel Bendel)
Nadeln Oberseiten. (Muriel Bendel)

Hoi Muriel,

bei Nr. 1 bin ich mir nicht ganz sicher, aber 2 und 3 sind wohl T. x media.

LG, Michael

Ich bin gespannt was sich daraus ergibt. Tatsächlich werden in Baumschulen sehr viele Taxus x media gezogen und dann natürlich auch verkauft. Speziell für Heckenpflanzungen sind zwei Sorten beliebt. ‘Hicksii’ eine weibliche Sorte und ‘Hilli’ eine männliche. Beide Sorten gehen meines Wissens auf die in den USA gemachte Kreuzung zurück und werden seid da vegetativ vermehrt. Meist wird dann eine Hecke aus der einen oder der anderen Sorte gepflanzt, je nachdem ob Beeren gewünscht sind oder nicht.

Ich habe schon mehrfach und mit allen mir bekannten (und auch im Artikel von Stör erwähnten) Büchern versucht T. x media von T. baccata sicher an den Nadeln zu unterscheiden. Es ist mir nie gelungen. Da aber von T. x media nur Klone im Handel sind kann man sie mit etwas Übung am Wuchs erkennen. Das geht natürlich bei der geschnittenen Hecke (oder bei Sämlingen davon) nicht mehr so gut. Beide Sorten sind für Hecken ausgelesen worden, haben demnach einen eher aufrechten Wuchs und bei aufstrebenden Trieben von Taxus (auch bei T. baccata) stehen die Triebe nicht gescheitelt. Siehe auch die vielen Säuleneiben (T. baccata ‘Fastigiata’ und ähnliche Sorten). Das ist aus meiner Erfahrung kein sicheres Merkmal. Von T. baccata gibt es auch etliche Sorten (Klone) mit ganz unterschiedlicher Nadelstellung, -Länge und -Spitze. Da arbeiten die Baumschulisten seit «Jahrhunderten» daran. Ich würde mich also nie getrauen mich bei dieser Abgrenzung von T. baccata zu T. x media nur auf die hier beschriebenen Merkmale zu verlassen. 

Wie gesagt ich bin gespannt was da rauskommt und schaue die Eiben auch wieder mit offeneren Augen an.

Eine weitere Frage, welch bei mir da aufkommt. Wären dann Sämlinge nicht oft (meist?) Rückkreuzungen von T. x media und T. baccata? 

Danke für die spannenden Beiträge in diesem Forum! Liebe Grüsse Moritz

Ich war heute im Botanischen Garten Zürich und habe da wohl beide gefunden: schmale Knospen mit länglichen, gekielten Schuppen und breite Nadeln bei T. x media und runde Knospen mit runden, ungekielten Schuppen und schmale Nadeln bei T. baccata.

(Michael Kessler)
(Michael Kessler)
(Michael Kessler)

Michael: sind deine beiden Taxus nicht einfach weiblich (schlanke Blütenknospen) und männlich (runde Blütenknospen) und die selbe Art. Du merkst, ich kann es noch nicht glauben, dass es so einfach sein soll…

Ja, das habe ich auch gedacht, aber die Merkmale passen schon zu den beiden Taxa. Ich lasse mich da aber gerne belehren, was weiss ich schon von Eiben ;-)

Da geht es mir ähnlich.  Da noch ein Bild von einer sicheren Taxus x media ‘Hicksii’. Es hat schon Knospen mit abstehenden, gekielten Schuppen aber leider am selben Baum auch andere mit anliegnden und eher stumpfen Schuppen.  

Taxus x media 'Hicksii' (MORus_vITex_ZelkoVa.)

out of topic (aber auch spannend) Taxus baccata mit “Zapfen” = Schadbild der Eibengallmücke. 

Taxus baccata mit Befall von Eibengallmücken (Taxomyia taxi) (MORus_vITex_ZelkoVa.)