2 nudelförmige Leitbündel, längliche Sori, deutlicher Schleier: Athyrium filix-femina. Aaber die Blattnerven führen bis zum Rand, was gemäss Bendel & Alsaker (2021) ein A. distentifolium-Merkmal sei. Was meint iht dazu?
Fun fact: In Bendel & Alsaker (2021) und wohl auch in Zukunft in CH generell sind die beiden Arten in 2 verschiedenen Gattungen.
8 Antworten
Hoi Dani
Yep, das Merkmal der Nerven hab ich geschrieben :-) Aber nicht frei erfunden oder selber aus dem Ärmel geschüttelt – sondern in der Publikation von Schneller & Rasbach (1984; Link unten) eine wissenschaftliche Illustration (Fig 1a und 1b) gesehen, welche u.a. diesen Unterschied zeigt. Und bei den Pflanzen, an welchen ich das Merkmal draussen kontrolliert hab, auch so gesehen. Sonst hätt ich es bei der Beschreibung nicht aufgeführt.
Aber der Nerven-Unterschied ist pingelig und winzig (Fotos unten).
Das Nerven-Merkmal ist (oder wäre, sofern es wirklich klappt) toll, den damit lassen sich vegetative Wedel unterscheiden. Sind Sori vorhanden, ist die Unterscheidung der Arten (die Hybriden lassen wir mal weg) kein Problem. Ist die Blattspindel violett oder hat sie einen roten Strich, ist es A. filix-femina (A. distentifolium ist grün-in-grün).
Ich hab heute an einem Waldrand von 15 Wald-Frauenfarn (Athyrium filix-femina) Pflanzen je eine Fieder gepflückt und die Nerven mit der Lupe kontrolliert. Bei allen Fiedern hat das Nerven-Merkmal geklappt: Die Nerven führten nur knapp, aber nicht ganz bis an den Rand der Fiederchen.
Dieses Merkmal zu fotografieren war aber deutlich schwieriger als es mit der Lupe "live" zu beurteilen. Sobald der Rand nur ganz wenig gekrümmt (nicht mal umgerollt) ist, entsteht manchmal der Eindruck, dass die Nerven bis an den Rand führen. Mit der Lupe kann ich die Fieder etwas kippen und sehe dann, dass die Nerven vor dem Rand enden. Mit meiner kleinen Kompaktkamera bin ich da am Ende.
Deshalb: Bei älteren und/oder bereits etwas welken Wedeln mit leicht gekrümmten Fiederrändern kann das Nerven-Merkmal ein Murks und deshalb nicht sehr verlässlich sein. Bei den anderen Wedeln sollte es klappen, sofern die Nerven mit einer guten Lupe (10x war tipptopp) kontrolliert werden können. Die besten Erfahrungen hab ich bei Gegenlicht oder gegen eine weisse, besonnte Wand gemacht.
Ein "Aber" bleibt bei der Nerven-Frauenfarn-Geschichte: Ich habe insgesamt natürlich nur ein paar wenige Fiedern von beiden Arten kontrolliert. Ob sich tatsächlich alle Pflanzen in allen Lebensräumen und auf allen Höhenstufen daran halten, weiss ich nicht. Ich hoffe es.
Gleichzeitig bin ich froh um kritische Augen: Falls sich das Nerven-Merkmal als nicht wirklich brauchbar erweist, lassen wir es weg.
@Dani: Hast du deinen Wedel noch in Griffnähe? Falls ja, wie sehen die Nerven mit der Lupe aus?
Herzliche Grüsse, Muriel
Literatur zum Thema: zuerst die erwähnte Publikation von Schneller & Rasbach, dann eine neue Publikation, welche Athyrium distentifolium in die Gattung Pseudathyrium stellt:
https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=bhl-002%3A1984%3A94%3A%3A88
→ Fig 1a: Fiederchen von Athyrium filix-femina; 1b: Athyrium distentifolium
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1055790317305961?via%3Dihub
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AntwortenDie Nervenenden zur Unterscheidung der beiden Athyrium (die alte Einteilung sei mir erlaubt) sind ein wunderbares Feldmerkmal und bei frischem Material auch gut sichtbar.
Apropos Teigwaren:
Die nudelförmingen Leitbündel sind eher eine Spielerei bzw. eine lustige Geschichte, die ich auf Exkursionen gerne erzähle. Im Sinnen von «Frauen (A. filix-femina) mögen Nudeln, Männer (D. filix-mas) Spaghetti». Da aber z.B. auch Oreopteris Nudeln und Polystichum Spaghetti haben, braucht es mehr für einen Schlüssel nach Leitbündeln. Wobei es auch das gibt:
Menzel, Florian (1999): Anatomie der Farnpflanzen: Artbestimmung und Evolution. Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg (Bd. 155, 1999) 107 - 133
https://digibus.ub.uni-stuttgart.de/viewer/image/1591708001224_155_1999/109/LOG_0015/
Herzlichen Dank Muriel und Moritz für eure hilfreichen Auskünfte!
Ja, ich habe den Herbarbeleg noch und es ist etwas verflixt: Je nach dem welches Fiederchen oder Nervchen ich anschaue und auch ob Blattoberseite oder Blattunterseite und dann sind manche Nerven noch hell und andere grün… Also etwa so wie auf Muriels super Bilder.
Ich hoffe, dass mir das Merkmal (noch) klarer wird, wenn ich mal wieder A. distentifolium antreffe. Im Kontrast/Vergleich tschägg ichs oft ab besten. :)
Moritz hat zudem noch angesprochen: an frischem Material. Das spielt vielleicht auch noch eine Rolle.
Ich rätsele immer noch, inwiefern ein Leitbündel nudelförmig sein kann, bzw. eben nicht nudelförmig. Was ist bei der einen Art Nudel und bei der anderen nicht? Sind nicht grundsätlzich alle Leitbündel lang und dünn?
Dominik
Nudelförmig = Tagliatelle-förmig = bandförmig = abgeflacht
Nicht nundelförmig = Spaghetti-förmig = schnurförmig = Querschnitt rund.
:)
Ich glaube das deutschschweizer Nudelverständnis ist ungleich dem in Deutschland.
In D ist Nudel = Teigwaren = Pasta und umfasst demnach Spaghetti und Tagliatelle
In CH ist Nudel = Tagliatelle ≠ Spagetti und was es sonst noch alles für Teigwaren = Pasta gibt.
So oder so eher eine kulinarische Frage als eine botanische.
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AntwortenAha! Danke für die Aufklärung. In Deutschland dürfte “Nudel” ein sehr variabler Begriff sein. Eine einfache Faustformel gibt es da wohl nicht. Je nach Kontext meine ich mit Nudeln mal mal Spaghetti ("Nudeln mit Tomatensoße") oder alles ("die meistens Restaurants verstehen unter ‘vegetarisch’ Nudeln mit Soße"), aber eigentlich nie gefüllte Teigwaren wie Ravioli. Na ja. Beim nächsten Athyrium schaue ich mir das mal an.
Dominik
Von der Kulinarik wieder zur Botanik ;-)
"Frisch" scheint mir das beste Stichwort bei der Athyrium-Nerven-Geschichte zu sein:
Ich hab meine 15 Fiedern herbarkonform gepresst und jetzt nochmal angeschaut: Die Nerven sind zwar zu sehen, aber ob sie wirklich an den Rand führen oder nicht ist in vielen Fällen bei den herbarisierten Fiedern kaum mehr auszumachen.
Deshalb: Bei frischem Material und am besten grad vor Ort im Feld ist es ein verlässliches Merkmal. Sonst nicht.
Und die abgeflachten Leitbündel bei Athyrium & Co. sind nice-to-know, aber meines Erachtens kein feldtaugliches Schlüsselmerkmal. Mit der aktuellen Version der FH Exkursionsflora lande ich aber beispielsweise bei Woodsia (und bei Athyrium), wenn ich die Anzahl Leitbündel an der Basis des Blattstiels bestimme – was bei dünnen Blattstielchen nicht nur ein Mursks, sondern bei den seltenen Woodsia-Arten so oder so nicht angebracht ist.
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