Im September habe ich mir teilweise die Zähne ausgebissen an der Unterscheidung von Eleocharis ovata und obtusa. Kann mir da jemand zu mehr Klarheit verhelfen?
Die Floren variieren in vielen Details und widersprechen sich teilweise auch. Trotzdem sind die Gesamtbilder aber ähnlich (E. obtusa ist als Gesamtpflanze grösser und robuster und die Griffelbasis ist deutlich breiter.) Weitere Merkmale scheinen dann nicht mehr so eindeutig zu sein. Wichtig dünkt mich auch: Alle Floren halten daran fest, dass die Arten zu unterscheiden sind und nirgends wird von Hybriden oder Zwischenformen gesprochen.
Als kleine Zusammenstellung ovata (vs. obtusa):
- Breite Griffelbasis relativ zu Frucht und absolute Breite: 1/2 bis 2/3 Fruchtbreite / 0,3-0,5 mm. (3/4 Frucht oder 2/3 bis fast so breit wie Fr. / 0,5-0,8 mm
- Stängeldurchmesser: ca. 1mm (vs. bis 1,5 (2) mm)
- Stängel: dünn, weich, liegend-aufsteigend (vs. steif, aufrecht)
- Gesamtgrösse: 5-30(50) cm (vs. 10-50(80) cm)
- Ährenlänge: 3-8 mm (vs. 8-16 mm)
- Anzahl Staubblätter und Griffeläste: meist 2 (vs. meist 3)
- Ausläufer: ohne (vs. kurz unterirdisch)
Natürlich gibt es Schulbuchexemplare, dann aber eben auch andere…
(Literatur: Filip Verloove, “Eleocharis engelmannii and E. obtusa (Cyperaceae), two recent acquisitions from series Ovatae in Belgium”)
Im Folgenden hänge ich eine grosse Zahl von Fotos an von 6 Exemplaren, 5 aus der erweiterten Region Bonfol, eine aus Thun. Die ersten zwei scheinen mir klar ovata zu sein (Stimmt das?), die nächsten beiden stehen näher bei obtusa (wiederum: Stimmt das?) und die letzten beiden sind für mich diffus, eher ovata.
6 Antworten
Hallo Marc,
ich habe die drei Sippen im Garten kultiviert, bzw. hatte, denn ovata ist mir wohl ausgegangen, oder sie ist schon so lange durch, daß ich nicht mal Überreste finde. Die Pflanzen (engelmannii und obtusa) waren an den Originalstandorten in Baden-Württemberg gesammelt, ohne nochmal explizite Bestimmung.
Jedenfalls ist obtusa auffallend robuster und bildet dicke Horste mit vielen steifen Stengeln. Man sieht schon wenn man sie nebeneinander legt, daß die Pflanzen kräftiger und dicker sind als engelmannii und ovata. Deshalb bin ich ziemlich sicher, daß Pflanze 1 ovata ist. Obtusa-Verdacht habe ich nur bei Pflanze 4. Pflanze 5 ist sicher keine obtusa, die ist viel zu schlaksig.
Mal schnell unter dem Bino angeguckt kann ich die Richtigkeit der Angaben aus dem Schlüssel bestätigen:
obtusa:
engelmannii:
Überhaupt sind alle Teile bei engelmannii deutlich kleiner.
Dominik
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AntwortenBeim dem Merkmal mit der Anzahl der Staubblätter und Narben bei Cyperacea ist bei Anfragen regelmäßig das Problem, daß auf Fotos fast immer nur eine einzige Frucht gezeigt wird. Man muß aber eine ganze Reihe Früchte prüfen, weil bei vielen Arten aus zwei auch mal drei werden kann oder umgekehrt. Ich glaube, diese Merkmale sind schon recht gut, aber schlecht fotographisch festzuhalten, bzw. nur mit einiger Selbstdisziplin.
P.S.: Auf Bild 5_2 sehe ich tendenziell drei Narben, nicht bloß zwei.
Dominik
Hallo Dominik
Vielen Dank, das hilft schon mal viel weiter: Vor allen Details (Griffelpolster, Ährenlänge, Anzahl Staubblätter usw.) ein Blick auf den Habitus. Obtusa kommt nur in Frage, wenn der ausgesprochen robust ist.
Ich frage noch mal nach zu Pflanze 3: Die wirkt zwar auch nicht besonders robust, ist aber sehr gross, die Stängel in der Überzahl deutlich über 1 mm breit. Und zu den andern Merkmalen: Das Griffelpolster mindestens ¾ so breit wie die Frucht und ca. 1 mm breit. (Das dürfte nach allen Schlüsseln bei ovata gar nicht sein, nur halten sich Pflanzen ja oft nicht an solche Vorgaben…)
Ich hänge davon noch ein zusätzliches Bild an mit einem Teil des Horstes. (Ich konnte ja nicht einfach alles ausreissen, die Art ist nicht gerade häufig…)
Und mit den Staubblättern auf den Bildern hast Du natürlich Recht. Es braucht aber nicht nur Selbstdisziplin, sondern auch eine Menge feinmotorisches Geschick… Die Dinger fallen so leicht ab. Die können dich leicht zum Wahnsinn bringen.
Gucke mal spaßeshalber auf der Flora-Germanica-Webseite nach den Fotos von obtusa und ovata:
https://www.flora-germanica.de/flora-von-deutschland/artenliste?name=Eleocharis%20ovata
Also, ich kann die Fotos nicht nach Dichte der Horste, Größe oder Robustheit der Pflanzen unterscheiden. Die Gattung ist wirklich verzwickt, und die allermeiste Zeit fehlt bei den gesammelten Belegen irgendein wichtiger Teil (Narben, reife Früchte, Staubblätter oder sonstwas). Ich versuch's immer wieder und scheitere regelmäßig. Vor allem die angegebenen Größen und Formen der Griffelpolster sind meist für den Mülleimer, weil die Pflanzen sich bestenfalls im Durchschnitt daran halten.
Nummer 3 könnte vielleicht auch engelmannii sein. Die Griffelpolster sind sehr breit , und die Borsten ragen nur knapp über die Griffelpolster hinaus, genau wie bei den Pflanzen die hier unter dem Bino liegen. (Man muß natürlich die Borstenlänge an voll ausgereiften Früchten messen. Auf dem Foto ist es schwer zu entscheiden, ob die Größte Frucht noch wächst.)
Dominik
So, ich habe mir auch noch E. ovata organisiert. Das Griffelpolster taugt überhaupt nicht zur Unterscheidung von ovata/obtusa. Daß diese sich zuverlässig in der Breite unterschieden ist pure Fiktion. Bei beiden Arten finde ich genügend Griffelpolster, die breiter als 80% der Fruchtbreite sind, was für beide Arten den Angaben in den Schlüsseln widerspricht.
Wenn man alle drei nebeneinander liegen hat fällt auf:
ovata:
obtusa:
engelmannii:
An der Stelle, wo ich heute ovata gesammelt habe, standen auch recht große, hellgrüne Pflanzen mit größeren Blütenständen. Leider habe ich vergessen, etwas davon mitzunehmen. Nach der obigen Beschreibung wäre das eher obtusa. Falls sie doch ovata sind, können die Pflanzen auch anders aussehen, als oben.
Der Rothmaler erwähnt bei ovata purpurne untere Blattscheiden. Das ist aber bei allen drei Arten gleich.
Die Ansprache funktioniert wohl nur über die Anzahl der Griffel und Staubblätter plus die Länge der Borsten. Der Rothmaler schreibt übrigens zu engelmannii: “Perigonborsten kürzer bis etwas länger als Frucht!” Das “etwas länger” konnte ich selbst beobachten.
Dominik
In erster Näherung, vorbehaltlich weiterer Untersuchungen, würde ich annhemen, daß es sich bei allen sechs gezeigten Pflanzen um ovata handelt.
Dominik