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Viola reichenbachiana vs. V. riviniana

Nadline
Nadline 28.04.2023

Hallo Veilchenfreunde

In diesem Beitrag möchte ich gerne die Unterscheidung zwischen Viola reichenbachiana und V. riviniana ansprechen. Und zwar habe ich mich jeweils auf die Spornfarbe und das Kelch-Angehängsel fokussiert (s. Bild). Zusätzlich die Blattmorphologie und ev. die gefransten Nebenblätter (finde ich noch schwierig zu unterscheiden). Als Abgrenzung zu anderen Veilchenarten die Stängelblätter und die Blütenfarbe. 

Nun meine Fragen an euch, reichen diese Merkmale im blühenden Zustand aus, um die beiden zu unterscheiden oder soll ich weitere Bestimmungsmerkmale hinzuziehen (z.B. gemäss Beitrag von InfoFlora*)? Sind weitere Bestimmungsmerkmale wichtig, um eine Hybridisierung zu erkennen? Hat V. reichenbachiana manchmal auch einen hellen Sporn bzw. V. riviniana einen gleichfarbigen? Reicht eine Abgrenzung zu V. canina anhand der Blütenfarbe und Nebenblätter aus?

Bin gespannt auf eure Meinungen/Erfahrungen/Anregungen dazu!

*https://www.infoflora.ch/de/home/news/2023/03/30/bestimmungstipps-viola-arten/

  • Viola
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Viola reichenbachiana mit violettem Sporn und kurzem Kelchangehängsel (li.) und V. riviniana mit weissem Sporn und langem, gebuchteten Kelchangehängsel (re.) (Nadline)

3 Antworten

Spannende Fragen. ich versuchs mal mit einer „Antwort“…

Bei unserern Veilchen gibt es nur 3 mit Stängel und Rosettenblätter. Das sind V. reich. V. riv.  und V. rupestris. Letztere ist anhand ihres behaarten Fruchtknotens gut abzugrenzen. Bei den Arten mit Stängel aber ohne Rosettenblätter gibts 4, wovon die 3 „Stromtalveilchen“ dermassen selten sind, dass nur V. canina (bei uns am häufigsten im Nardion anzutreffen, sonst auch ziemlich selten) für die aktuelle Frage relevant ist. 

Also sind wir bei den 3 Arten deines Beitrag: V.rei. V.riv. und V.can.. Blühend ist V. rei. leicht abzugrenzen. Sie hat immer einen dunklen Sporn (Also gleichfrarbig wie die Kronzipfel). Sobald man klare Rosettenblätter hat, ist auch V. riv. von V.can. einfach abzugrenzen, doch können kleine V. can. oder gemähte V. riv. etwas tricky sein. Da hilft die Blattform: V.can. hat die schmalsten, V.riv. die breitesten Blätter der 3 Arten.

Soweit so gut. Doch nun kommt DAS Problem: In deinem Beitrag zeigst du eine V. riv. mit weisslich-hellviolettem Sporn (statt grünlich-weiss)! Solche Formen sind v.a. nördlich der Alpen sehr häufig und es gibts zwei mögliche Sichtweisen:

  • Es ist der Hybrid V.rei.xV.riv. (V. x bavarica). 

oder

  • Es ist V.riv. s.l., also innerhalb der Variationsbreite von der Art V.riv.

Leider ist dies aktuell eine „Glaubensfrage“ die in der Schweiz nicht biologisch beantwortet wurde. Dazu würde eine Studentische Arbeit zum richigen Zeitpunkt (Frühling) und CHF 1500.- (100 Proben Flow-Cytometrie) reichen. Freiwillige vor! ;-)

Die Situation inkl. V. bavarica und den zwei „Glaubensrichtungen“ sind in Plant Crib von Viola exzellent beschrieben.

12.4.2023 Arbedo (TI) 700m (Hepi)
  • Viola canina
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26.3.2023 Arbedo (TI) 300m (Hepi)
  • Viola riviniana
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Danke für deinen interessanten Beitrag! Der grünlich-weisse Sporn bei V.riviniana ist mir neu!

Was kann/soll man in der Bestimmung bei diesen Hybrid-Formen angeben? Zum Beispiel bei diesen zwei Fotos (falls es welche sind)? 

04.05.23 Erstfeld; Spornfarbe variiert, ansonsten Blattform wie V. riviniana (Nadline)
04.05.23 Erstfeld; Sporn wie V. reichenbachiana und Blattform wie V. riviniana (Nadline)

Vielleicht müsste man bei InfoFlora mal nachfragen, ob sie nicht das Taxon Viola xbavarica (Hybride V. reichenbachiana und riviniana) in die FlorApp-Artenliste aufnehmen könnten… Dann könnte man unklare Formen in dieser Gruppe vorläufig unter diesem Namen melden. Wenn sich dann herausstellen sollte (was ich erwarten würde), dass die morphologische Bandbreite von V. riviniana grösser ist als in der (zumindest deutschsprachigen) Literatur angegeben, könnte man dann theoretisch solche V. xbavarica genannten “Zwischenformen” immer noch zu V. riviniana transferieren….