Ich beobachtete diesen Herbst in einer Felsensteppe des Mittelwallis zwischen Perückensträuchern, Ödlandschrecken und Gottesanbeterinnen mehrere Pflanzen von Artemisia campestris, die auffällige kugelige Verdickungen an einigen wenigen Sprossspitzen aufwiesen. Die grössten wiesen einen Durchmesser von etwa 1cm auf. Es konnten auch mehrere solche Gebilde an derselben Pflanze beobachtet werden. Zuerst dachte ich an eine Pelorienbildung, aber nach einigem Suchen kam ich darauf, dass es sich um sog. Sprossspitzen-Gallen handeln muss, namentlich der Gallmücke Boucheella artemisiae. Diese Mücke legt als Parasit ihre Eier in die Knospen, woraufhin die Pflanze als Abwehrreaktion Wucherungen (wie kleine Artischocken) entwickelt, worin die geschlüpften Larven gefälligerweise geschützt sind und Nahrung finden. Ein Längsschnitt einer solchen Galle ergab einen rosettig gestauchten Trieb, in dessen Innern sich indes keine Larven feststellen liessen.
SITTE et al. (2002) definieren Pflanzengallen als jede durch einen fremden, parasitierenden Organismus ausgelöste, aktive Bildungsabweichung begrenzten Wachstums. Der Parasit nimmt durch seine Lebensweise also Einfluss auf die Morphologie und Physiologie des pflanzlichen Gewebes.
Vielleicht hat jemand etwas Ähnliches auch schon beobachtet (?)
Anbei einige Fotos des Phänomens.
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