Am Bielersee habe ich ein Equisetum gefunden, das meiner Ansicht nach E. ramosissimum ist. Da ich die Art aber zum ersten Mal live sehe, wäre ich um eine Bestätigung froh. Liege ich richtig mit meiner Bestimmung?
Am Bielersee habe ich ein Equisetum gefunden, das meiner Ansicht nach E. ramosissimum ist. Da ich die Art aber zum ersten Mal live sehe, wäre ich um eine Bestätigung froh. Liege ich richtig mit meiner Bestimmung?
4 Réponses
Hallo Isabel,
leider nein. Bei E. ramosissimum sind die Stengelscheiden bei weitem nicht so deutlich zweifarbig (unten dunkel, oben hell) und die Zähne lassen beim Abfallen keinen so deutlichen höckerigen Oberrand (Knorpelwulst) der Blattschieden. E. ramosissimum ist auch nicht winterhart.
Also: die deutlichen Knorpelwülste, zweifarbigen Blattscheiden und immergrünen Triebe sind alles Merkmale für Equisetum hyemale.
Aber: deine Pflanzen sind etwas dünn geraten, die Blattscheiden sind länger als typischerweise bei E. hyemale, und die Blattzähne sind an den oberen Blattscheiden schon ziemlich lang, was auch nicht zu 100% zu hyemale passt. Da denkt man dann die Hybride E. x moorei (E. hyemale x E. ramosissimum). Und glücklicherweise hast du auch ein Detailfoto der Längsrippen gemacht. Dieses zeigt sehr schön, dass da nicht zwei getrennte Reihen von Silikathöckern stehen, sondern unregelmässig zusammenfliessende Querhöcker zu sehen sind bzw. Querrippen. Das spricht eindeutig gegen E. hyemale, der müsste die getrennten Höcker haben. Ich hänge unten mal zwei Fotos an, die ich aus dem tollen Buch von Prelli & Boudrie abfotografiert habe. Wir haben es also tatsächlich mit einer Hybride zu tun.
Leider gibt es aber nicht nur E. x moorei, sondern auch E. x geissertii (E. hyemale x E. ramosissimum x E. variegatum) und E. ascendens (E. hyemale x E. ramosissimum x E. hyemale). Die erste davon ist es eher nicht, da dies kleine Pflanzen sind (20-50 cm) mit 2-3 mm dünnen Sprossen und mit durchgehend bezahnten Blattscheiden.
Die Unterscheidung von E. x moorei und E. x ascendens ist extrem schwierig, da letztere ja die Rückkreuzung von E. x moorei mit E. hyemale ist, also zwischen E. x moorei und E. hyemale steht. Ich hänge unten mal den relevanten Teil aus dem tollen Schlüssel von Marcus Lubienski (https://www.botanik-bochum.de/publ/OVBBV2_6_Lubienski_Equisetum.pdf) an sowie seine Fotos der beiden Hybriden. Ich finde die etwas längeren Blattscheiden, weniger deutlichen Knorpelwülste am oberen Rand der Blattscheiden, und kleinere Grösse sprechen alle für E. x moorei.
Langer Text, aber nach all der Recherche lande ich bei E. x moorei. Schöner Fund und danke für die tollen Fotos, die eine Bestimmung möglich machen.
- J'aime1
RépondreLieber Michael
Herzlichen Dank für die detaillierte Antwort. Ich werde den Fund im Feldbuch auf xmoorei umändern.
E. hyemale wächst wenige Meter weiter, aber ich habe hyemale u.a. ausgeschlossen, weil in allen Beschreibungen steht, dass er unverzweigt ist, also keine Äste hat.
E. ramosissimum müsste es im 5x5km Quadrant geben, die Florapp hat jedenfalls nicht reagiert und es als neue Art im Gebiet benannt. Die Voraussetzungen für xmoorei sind also geben.
Und immerhin hast du ja jetzt E. ramosissimum zur Hälfte gesehen ;-)
Danke Isabel und Michael,
das ist ein lehrreicher Beitrag für mich. Spannend auf was man alles schauen kann.
- J'aime
Répondre