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Bewerbung um Erdbeer-Nachhilfe

Muriel Bendel
Muriel Bendel 22.05.2025

Eigentlich ist die Gattung Fragaria (Erdbeere) überschaubar und die Bestimmung sollte nicht so eine Hexerei sein. Trotzdem scheitere ich regelmässig und zwar kläglich. 

Deshalb bewerbe ich mich hiermit ganz offiziell um Erdbeer-Bestimmungs-Nachhilfe.

Dies meine aktuelle Auslegeordnung (ich verzichte bewusst auf Habitus, Lebensraum und Verbreitungskarte):

Wald-Erdbeere (Fragaria vesca), die häufigste

  • Kelchblätter nach der Blüte abstehend oder zurückgebogen, die reifende (Schein-)frucht nie (auch nicht ansatzweise) umfassend. 
  • Blütendurchmesser 1-1,5 cm.
  • Blütenstiele anliegend oder schräg abstehend behaart.
  • Endzahn der Teilblätter meist länger als die vordersten seitlichen Zähne → bei Fragaria viridis ist der Endzahn meist kürzer (seltener gleich lang) wie die seitlichen Zähne.
  • Unterseite der Teilblätter dicht anliegend behaart. 


Hügel-Erdbeere (Fragaria viridis), die Doppelgängerin der Wald-Erdbeere

  • Kelchblätter nach der Blüte zur (Schein-)Frucht neigend und diese umschliessend → dies ist das allerbeste Merkmal, denn bei Fragaria vesca und Fragaria moschata stehen die Kelchblätter immer ab, auch nach der Blüte. D.h. wenn ich von Kelchblättern eingepackte reif(end)e Früchte sehe, muss es sich um Fragaria viridis handeln.
  • Blütendurchmesser 1-1,5 cm.
  • Blütenstiele wie auch immer behaart: Die "Flora der Schweiz" schreibt "Blütenstiele senkrecht abstehend behaart" (wobei ich Probleme mit dem "senkrecht" habe und mir "abstehend" oder "rechtwinklig abstehend" lieber wäre, falls das gemeint ist). Die "Flora Vegetativa" (3. Auflage) schreibt  "Blütenstiele lang, fast anliegend behaart". Und Binz (2022): "Haare der seitlichen Blütenstiele aufrecht oder anliegend". Und die Exkursionsflora für Österreich (2008): Blütenstiele "aufwärts-anliegend bis aufwärts-abstehend behaart".
    Entweder ist etwas falsch oder die Blütenstiele sind mal-so-und-mal-so behaart, von vollständig abstehend bis anliegend.
  • Endzahn der Teilblätter kürzer (seltener gleich lang) wie die vordersten seitlichen Zähne → bei Fragaria vesca und Fragaria moschata ist der Endzahn meist länger als die vordersten seitlichen Zähne.
  • Unterseite der Teilblätter dicht anliegend behaart → bei Fragaria moschata locker aufwärts-abstehend behaart.


Moschus-Erdbeere (Fragaria moschata), das Phantom

  • Kelchblätter nach der Blüte abstehend (wie bei Fragaria vesca)
  • Grundsätzlich grösser: Blütendurchmesser 1,5-2,5 cm (bei Fragaria vesca und Fragaria viridis höchstens 1,5 cm).
  • Blütenstiel dicht und abstehend behaart.
    Genauer nach "Binz" (2022): "Haare der seitlichen Blütenstiele waagrecht-abstehend".
  • Endzahn der Teilblätter meist länger als die vordersten seitlichen Zähne -> bei Fragaria viridis ist der Endzahn meist kürzer (seltener gleich lang) als die seitlichen Zähne.
  • Unterseite der Teilblätter locker aufwärts-abstehend behaart (Fragaria vesca und Fragaria viridis: dicht anliegend behaart).



Nicht ermunternd sind die Angaben zu Hybriden, die in der Natur "nicht selten" sind (Flora der Schweiz zu F. vesca x F. viridis, auch andere Hybrid-Kombinationen sind anzutreffen). Binz (2022) schreibt nur trocken am Ende des Fragaria-Schlüssels: "Bastarde".

Das Überprüfen der Merkmale ist nicht ohne, da ich die Arten (ausser Fragaria viridis mit reifenden Früchten oder klare Fragaria vesca) nicht wirklich unterscheiden kann. Unten ein paar Fotos von Fragaria vesca und (mir scheint) klaren Fragaria viridis.

Vielleicht auf den Blick ähnliche Arten wie das Erdbeer-Fingerkraut (Potentilla sterilis) oder die Scheinerdbeere (Duchesnea indica / Potentilla indica) kann ich unterscheiden (oder ich bilde mir dies zumindest ein). Dies die gefühlt einzige gute Erdbeer-Nachricht.

Wieso der Murks? Weil ich die Arten gerne korrekt bestimmen würde und sich bisher Fragaria moschata immer als Wunschdenken oder Wunsch-Bestimmung entpuppte. Aber auch weil Fragaria moschata auf der Roten Liste mit "VU" (verletzlich) aufgeführt ist (Fragaria vesca: LC, nicht gefährdet; Fragaria viridis: NT, potenziell gefährdet). Und korrekte Art-Bestimmungen sind das A und O. Mehr dazu in einem späteren Beitrag.

Wer könnte bei den Erdbeeren (Fragaria) Klarheit schaffen? Auf welche Merkmale verlässt ihr euch, um Fragaria viridis und Fragaria moschata belastbar zu bestimmen, v.a. wenn sie blühen und die Kelchblätter bei beiden (noch) abstehen?
Und wie locker behaart ist die Unterseite der Teilblätter bei Fragaria moschata tatsächlich?
Welche Merkmale taugen tatsächlich was – und welche nicht? V.a. die Behaarung des Blütenstiels ist mir etwas suspekt... 

Ich bin sehr Ohr und freue mich auf alle Ergänzungen, Korrekturen und Hinweise, ggf. Fotos von waschechten Fragaria moschata als Vergleich :-)
Herzlichen Dank, Muriel

  • Fragaria
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  • Fragaria moschata
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  • Fragaria vesca
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  • Fragaria viridis
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Hier ist die Welt in Ordnung: Wald-Erdbeere (Fragaria vesca) – Blütendurchmesser gut 1 cm, Kelchblätter abstehend. Neuchâtel (NE), 21.05.2025 (Muriel Bendel)
  • Fragaria vesca
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Blüten- resp. Fruchtstiel schräg abstehend behaart; Kelch (und Aussenkelch) abstehend. Neuchâtel (NE), 21.05.2025 (Muriel Bendel)
  • Fragaria vesca
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5 Réponses

Bei dieser Pflanze tippe ich auf Fragaria viridis.
Fundort: Felseck Biel (BE), 18.5.2025

Durchmesser der Blüten rund 1,3 cm. Biel (BE), 18.05.2025 (Muriel Bendel)
  • Fragaria viridis
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Abblühend. 18.05.2025 (Muriel Bendel)
  • Fragaria viridis
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Kelchblätter zusammenneigend. 18.05.2025 (Muriel Bendel)
  • Fragaria viridis
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18.05.2025 (Muriel Bendel)
  • Fragaria viridis
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Reifende Nüsschen. 18.05.2025 (Muriel Bendel)
  • Fragaria viridis
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Endzahn der Teilblätter gleich lang wie die vordersten seitlichen Zähne. 18.05.2025 (Muriel Bendel)
  • Fragaria viridis
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Unterseite anliegend behaart. 18.05.2025 (Muriel Bendel)
  • Fragaria viridis
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Auch bei diesem Fund (Neuchâtel, 21.5.2025) sehe ich Fragaria viridis.

Blütendurchmeesser knapp 1,5 cm. 21.05.2025 (Muriel Bendel)
  • Fragaria viridis
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Kelchblätter nach dem Abblühen zusammenneigend. 21.05.2025 (Muriel Bendel)
  • Fragaria viridis
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Blütenstiel schräg abstehend behaart. 21.05.2025 (Muriel Bendel)
  • Fragaria viridis
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21.05.2025 (Muriel Bendel)
  • Fragaria viridis
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Standort: Strassenböschung. 21.05.2025 (Muriel Bendel)
  • Fragaria viridis
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21.05.2025 (Muriel Bendel)
  • Fragaria viridis
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Unterseite anliegend behaart. 21.05.2025 (Muriel Bendel)
  • Fragaria viridis
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Hoi Muriel

Passt doch gut so! Zusätzlich achte ich mich bei F. viridis darauf, dass die Blüten deutlich grösser sind als bei vesca (aber kleiner als moschata), das fällt beim Vorbeigehen meist auf! Aber es gibt hier Überschneidungen zu vesca. Zusätzlich ist das Hochblatt bei viridis deutlich reduzierter als bei vesca (siehe Beschreibung im Rothmaler). 

F. moschata ist halt schon selten in der Schweiz, sicher kenne ich sie nur aus dem Tessin. Oder auch angesalbt (wie so vieles) im Norden des Kantons Zürich. In den Eichenwäldern um Wien ist F. moschata dann häufig und fällt mit den grossen Blüten sofort auf! Super Zusatzmerkmal sind die angedeutet zweihäusigen Blüten der Art. Blattunterseite deutlich abstehend behaart, seitliche Blütenstiele relativ klar rechtwinklig abstehend behaart. 

Hier (mässig gute…) Fotos von F. moschata aus den Eichenwäldern bei Hollabrunn (nördlich Wien). Die wächst dort überall und ist auch viel häufiger als vesca und viridis. Eben moschata:

-Blüten sehr gross und angedeutet zweihäusig

-Blattunterseite abstehend behaart

-seitliche Blütenstiele rechtwinkling abstehend behaart

30.04.2024 (Jonas Brännhage)
  • Fragaria moschata
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30.04.2024 (Jonas Brännhage)
  • Fragaria moschata
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30.04.2024 (Jonas Brännhage)
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30.04.2024 (Jonas Brännhage)
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30.04.2024 (Jonas Brännhage)
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30.04.2024 (Jonas Brännhage)
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Herzlichen Dank, Jonas, für die klaren und ermunternden Worte und die Fotos von glasklaren Fragaria moschata!

Ich bin erleichtert, dass ich bei Fragaria viridis richtig liege - und ich halte weiterhin Ausschau nach Fragaria moschata, meiner Phantom-Erdbeere, die sich bisher nie zeigen wollte resp. immer als mein Wunschdenken entpuppte.