Bei Zeneggen habe ich am 18. Juli diese mir ungewöhnlich erscheinende Echium vulgare angetroffen.
Auf iNaturalist bekam ich folgenden Kommentar ‘This is a female plant (with sterile anthers) so the flower proportions appear different compared to the usual hermaphroditic individuals',
den ich nicht verstehen kann.
Vielen Dank für eure Hinwesie,
mit besten Grüssen
Urs-Peter
3 Risposte
Ich mache einen ersten Erklärungsversuch…
Die Blüten des Gemeinen Natternkopfs (Echium vulgare) gibt’s in zwei Ausführungen:
Die Pflanzen produzieren entweder relativ grosse, zwittrige Blüten (hermaphrodite), oder kleinere, weibliche Blüten (female; mit verkümmerten Pollenkörnern) → die Art ist sog. «gynodiözisch» (gynodioecious).
Klinkhamer et al. 1991: «Echium vulgare is a gynodioecious species; hermaphrodite and female individuals occur in the same population. Flowers of the female individuals are smaller and produce less nectar…»
In der «Illustrierten Flora von Mitteleuropa» («Hegi», Band V Teil 3, 1975) steht zu den Blüten von Echium vulgare u.a.:
«… Staubblätter weit heraustretend, niedergebogen, dem Kronsaume aufliegend, an den weiblichen Blüten in der Kronröhre eingeschlossen. …»
Betreffend Aussehen ist Echium vulgare variabel, was sicher auch mit dem jeweiligen Standort zusammenhängt. Nochmal die «Illustrierte Flora von Mitteleuropa»:
« Die var. parviflorum Gaudin (= var. Wierzbickii Haberle) mit kleinen Blüten und eingeschlossenen Staubblättern umfasst wohl nur weibliche Stöcke der gynodiözischen Pflanze.»
«var. Vallesiacum H. Jaccard. Sprosse gestaucht, dichter weisslichgrau behaart. Laubblätter meist unter 1 cm breit. Blütenstand einfach. Kelchzipfel sehr schmal und sehr steifhaarig, weisslichgrau. Im Mittel-Wallis zwischen Brançon und Stalden häufig, angenähert auch am Bielersee bei Pieterlen und im Bündner Oberland (Fidaz bei Flims); vielleicht nur Standortsform sehr trockener Stellen.»
Nach der Echium-Theorie folgen die Fotos:
Am Wegrand bei Brig fand ich nebeneinander zwei Echium vulgare Pflanzen, die deutlich unterschiedlich aussahen:
Ausgezupfte und nebeneinander auf mm-Papier hingelegte Blüten verdeutlichen die Unterschiede zwischen den beiden Pflanzen:
Der Blüten-Unterschied ist damit klar; aber ob die Wuchsform auch immer korrekt "zugeordnet" werden kann? Zumindest bei diesem Fund kann der Standort die Wuchsform kaum erklären, die beiden wuchsen so nah beisammen...
Diese Blüten- und Wuchsform-Unterschiede hab ich heute das erste Mal gesehen – dank deiner, Urs-Peter, Beobachtung bei Zeneggen sind mir diese Pflanzen überhaupt aufgefallen, sonst wäre ich sicher achtlos und schnurstraks daran vorbeispaziert. Herzlichen Dank fürs Teilen deiner Beobachtung! :-)
Herzlichen Dank Muriel für deine Recherche, Hinweise und Dokumentationen der beiden verschiendenartigen Echium vulgare.