"Klette" der etwas anderen Art

Muriel Bendel
Muriel Bendel 19.09.2025

Das war mein privates am-Hosenbein-hängengeblieben-Rätsel und es dauerte eine Weile, bis mir dämmerte was es sein muss. Mein allererster Verdacht, dass es eine Sammlung hellbrauner Zecken ist, war natürlich komplett falsch.

Die Borsten haben kleine, rückwärts gerichtete Zähne und bleiben deshalb perfekt an Kleidern hängen.

Weiss sind die Blütenstände dieser Art nur am Anfang... zur Reifezeit sind die Blütenstände, Borsten und Früchte braun.

Lebensraum der gesuchten Art: Moore.

Haften perfekt an Kleidern et al. Eggiwil (BE), 04.09.2025 (Muriel Bendel)
Eggiwil (BE), 04.09.2025 (Muriel Bendel)

7 Risposte

Puh, da gibt es ein paar Arten mit ganz ähnlichen Früchten.  Zusammen mit der Information “Moor” und angesichts der Größe der Früchte tippe ich mal auf R. f.?

Dominik

Die Richtung stimmt ;-)
Die Gattung beginnt mit “R”, aber die Art nicht mit “f”.

Sowohl der wissenschaftliche als auch die deutschen Gattungsnamen beziehen sich auf die besondere Form der Früchte (und haben mit den klettenden Borsten nichts zu tun).
Im Artnamen ist die Farbe der Blütenstände versteckt… 

Für die korrekte Artbestimmung sind u.a. die Anzahl und Länge der Borsten wichtig.

Ach, diese verflixten Borsten, die sich in der halben Familie in Länge und Anzahl nur ungern an die in den Schlüsseln postulierten Werte halten …  Aber jetzt wo Du es sagst, zähle ich doch ein paar mehr Borsten als ursprünglich.  Also doch eher a als f.

Yep!
Rhynochospora alba, die Weisse Schnabelbinse oder das Weisse Schnabelried.
"Weiss" nach den Ährchen zur Blütezeit, "Schnabel-" nach der Fruchtform (wobei der Schnabel supergenaugenommen nicht zum Fruchtknoten gehört, sondern der untere Teil des Griffels darstellt. Hauptsache an der Fruchtspitze nicht einfach stumpf, sondern in eine lange Spitze ausgezogen, was auf "Botanisch" als Schnabel durchgeht). 

Die Sache mit der Anzahl Borsten kann verwirrend sein, ich zähle auch kaum bis 13, wie es in der Literatur beschrieben ist (8–13 sind gängige Angaben), sondern finde oft nur 7–9 Borsten. Was für Rhynchospora alba passt, ist die Länge der Borsten (+- so lang wie die Früchte, diese mit Schnabel messen) und die rückwärts gerichteten Zähnchen auf den Borsten. 

Bei der Doppelgängerin, der Rotbraunen Schnabelbinse oder dem Rotbraunen Schnabelried (Rhynchospora fusca) gibts weniger, aber längere Borsten und die Ährchen sind bereits zur Blütezeit rötlichbraun.

Eine pingelige Ergänzung…

Ob die Zähnchen auf den Borsten bei Rhynchospora fusca wie bei R. alba rückwärts gerichtet sind oder doch nach vorne zur Borstenspitze zeigen, entzieht sich meiner Kenntnis, da ich R. fusca leider noch nie gesehen hab.
Die Literatur ist sich scheinbar uneinig:
Die "Illustrierte Flora von Mitteleuropa", Band II, Teil 1, 3. Auflage, 1980, beschreibt die Arten u.a. so:

  • R. fusca “Hypogyne Borsten 4–6, mit nach vorwärts gerichteten Kurzhaaren, zum Teil bedeutend länger als die Frucht (mit Schnabel).”
  • R. alba “Hypogyne Borsten 9–13, kürzer als die Frucht (mit Schnabel), am Grunde mit ziemlich langen, nach vorn gerichteten Wimperhaaren, oberwärts rückwärts rauh oder (f. laeviseta) glatt, hellbraun.”

Im Rothmaler Altasband (2013) sind die Borsten bei beiden Arten mit rückwärts gerichteten Zähnchen versehen. Eine der beiden Quellen ist wohl falsch, die Frage ist nur, welche. Dass die Zähnchen die Richtung wechseln können denke ich nicht; abgesehen davon, dass in der "Illustrierten Flora von Mitteleuropa" bei R. fusca explizit steht "Rh. fusca ist wenig variabel". 

Zugegeben nicht so wichtig... aber es wäre ein gutes Merkmal, wenn die Anzahl und Länge der Borsten beispielsweise bei älterem oder etwas mitgenommenem Material nicht passen will.

Ich denke, die “Wimpernhaare” und “Kurzhaare” sind etwas anderes.  Mit “ziemlich langen Wimpernhaaren” können doch unmöglich die Widerhaken gemeint sein.  Hast Du die Früchte noch da, sieht man im Bino diese Haare?

Das hat wieder viel Spaß gemacht:  Mal wieder ein Grund, eine Dreiviertelstunde durch die Literatur zu pflügen und selten benutzte Merkmale auszugraben.  Vielen Dank dafür.

Dominik