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Knautia purpurea? Val d'Hérens

Jonas Brännhage
Jonas Brännhage 19.06.2022

Hallo zusammen

Was haltet ihr von dieser Knautia? Gefunden Mitte Juni im Val d'Hérens, wo K. purpurea eigentlich nicht vorkommen sollte. Beim Bildvergleich mit Pflanzen aus dem Mattertal kann ich jedoch keine Unterschiede feststellen, weshalb ich mich frage, ob dies nicht auch K. purpurea sein könnte?

-Blüten auffallend rot, ohne Blauanteil
-Blütenstiele mit Drüsenhaaren
-ohne Ausläufer und sterile Triebe
-Blattabschnitte auffallend schmal

Beste Grüsse
Jonas

(Jonas Brännhage)
(Jonas Brännhage)
(Jonas Brännhage)
(Jonas Brännhage)
(Jonas Brännhage)
(Jonas Brännhage)
(Jonas Brännhage)
(Jonas Brännhage)
(Jonas Brännhage)
(Jonas Brännhage)
(Jonas Brännhage)
(Jonas Brännhage)

4 Risposte

Lieber Jonas, 

wie so oft hältst Du da den Finger auf einen wunden Punkt. Bei der Gattung Knautia gibt es wohl noch so manches Rätsel, das gelüftet sein möchte. Während sich die Probleme bei uns noch in den Grenzen halten, so wird es in den Süd(ost)alpen dann schon fast kriminell. Kurz: es bedürfte einer ganz gründlichen und kompletten Überarbeitung der Gattung. Knautia purpurea ist ein gutes Beispiel. Ich bin mit Dir einverstanden, dass die Bilder, welche Du im Val d'Hérens aufgenommen am besten auf Knautia purpurea zustimmen, so wie sie aus dem Mattertal bekannt ist. Ich habe solche Individuen an verschiednen Orten im Wallis gefunden (sogar auf der anderen Rhoneseite bei Ausserberg und Eggerberg) - das diese “Form” auch im Val d'Hérens verbreitet ist, erstaunt somit nicht weiter. Spannend wäre es, wie gut dies mit dem Typus-Beschreib übereinstimmt. So weit ich mich erinnern kann, stand früher im Hegi, dass K. purpurea besonders in den südlichen Kalkalpen verbreitet sei (interessanterweise war da das Mattertal nicht erwähnt). Ich habe letzte Woche Exemplare am Monte Baldo gesehen, die auch sehr rot und äusserst drüsig waren - nur die Blätter waren nicht so fein wie bei den Walliser Exemplaren. Ob sich wohl jemand finden liesse, der zur Knautia arvensis im weiteren Sinn eine Masterarbeit oder noch besser eine Diss zur Gattung Knautia machen würde? Ich wünsche es uns allen!

lieber Gruess

Adi

Danke Adi für deine rasche und interessante Rückmeldung :-) Bei Ausserberg hatte ich die Art ja auch schon gefunden. Dann werde ich den Fund mal als Knautia purpurea an InfoFlora melden!  Die Blütenfarbe war zudem noch deutlich mehr ins rötliche gehend als auf den Fotos rüberkommt…  Eine wissenschaftliche Studie zur Gattung in den Alpen wäre uns Botanikern wirklich zu wünschen! Wenn man in den Alpenflora-Schlüssel von Thomas Götz schaut, wird mir zumindest tatsächlich fast etwas schlecht (aufgrund der Artenzahl)…. Es ist zu wünschen, das einige dieser Arten in Zukunft in die Synonymie verwiesen werden! In der Flora Gallica finden sich übrigens noch ein paar spannende Infos zu K. purpurea, wie z.B. “Taxon diploide résistant à l'introgression”. Dort wird z.B. K. mollis gleich mit purpurea synonymisiert!

Beste Grüsse
Jonas

Spannend, vielen Dank Jonas & Adi!

Es gibt etwas Literatur zu Knautia, die auch den Alpenraum umfasst, z.B.
Frajman, B., et al. 2016: Patterns of rapid diversification in heteroploid Knautia sect. Trichera (Caprifoliaceae, Dipsacoideae), one of the most intricate taxa of the European flora. BMC Evolutionary Biology.
https://doi.org/10.1186/s12862-016-0773-2 (open access).

Knautia purpurea ist in Fig. 1C im Wallis eingetragen; und wird in dieser Publikation nicht mit Knautia mollis und Knautia collina synonymisiert, wie dies in der Flora Gallica geschieht. Tabelle 3 gibt die Ploidie Levels - für Knautia purpurea 2x und 4x (also nicht nur diploid).

Ist und bleibt wohl noch eine Weile eine knifflige Geschichte :-)
lieber Gruss, muriel

Ah einfach toll deine Paperhervorzauberkünste Muriel :-) Jetzt muss ich nur noch die Zeit finden dafür…