Oft ist ein konkretes Beispiel gäbiger als eine komplizierte Erklärung.
Mir geht es beim Begriff "papillös" so:
Aktuell lässt sich dieser Begriff beim blühenden Bärlauch (Allium ursinum) wunderbar live betrachten: Die Blütenstiele (nicht die Stängel) sind dicht mit kleinen Ausstülpungen (= Papillen) bedeckt (zumindest bei der in hiesigen Gefilden wachsenden Unterart subsp. ursinum).
Und die offizielle Definition von "papillös" lautet so, 1:1 aus der Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein, Südtirol (2008):
"mit sehr kleinen, nur mit der Lupe sichtbaren Erhebungen oder Ausstülpungen (= Papillen); oft an Blatträndern".
Falls es für die Papillen des Bärlauchs bald zu spät ist: Der Schopfige Hufeisenklee (Hippocrepis comosa) besitzt dicht papillöse Gliederhülsen.
3 Risposte
Ich musste natürlich gleich hinter das Haus und eine Berlauchblüte holen. Bei meinem Bärlauch sind diese Bartstoppeln schön in Reih und Glied. Nicht wie bei meinem Bart wild durcheinander. Vielen Dank Muriel.
Orchis militaris, Blätter der Rosette mit Papillen.
Sind die vergleichbar mit den oben beschriebenen Arten?
Lieber Markus
Bevor ich mich an eine Antwort wage (bei Orchideen bewege ich mich auf dünnem Eis), ergänze ich zwei Definitionen von "papillös" sowie zwei konkrete Art-Beispiele:
Der "Rothmaler, Grundband" (2021) schreibt:
papillös: mit starker Aufwölbung der Oberhautzellen.
Und der "Binz" (2022; Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz; Seite 33) gibt folgende Definition:
papillös: von samtartigem Aussehen infolge kleinster Zellwandausstülpungen (Papillen), z. B. Blüten der Stiefmütterchen.
→ Bei dieser Definition würden die Autoren der Exkursionsflora von Österreich vielleicht ihr Veto einlegen. Sie schreiben bei der Definition von "papillös" noch folgendes: "Mikroskopisch kleine Papillen, wie sie für das samtartige Aussehen zB der Oberfläche der Kronblätter bei Viola tricolor / Stiefmütterchen verantwortlich sind, sind hier nicht gemeint".
→ Wie dem auch sei: Den Definitionen gemeinsam ist, dass es sich um sehr kleine Gebilde handelt und entsprechend die Lupe gezückt werden muss. Sehe ich was von blossem Auge, ist wohl keine Papille im Spiel, sondern eher ein warziges Gebilde, wie beispielsweise bei den Kapseln von verschiedenen Wolfsmilch-Arten, oder auch ganz einfach Haare.
Zwei weitere Fotos von papillösen Gebilden:
- Reifende Gliederhülse des Schopfigen Hufeisenklees (Hippocrepis comosa)
- Blattrand des Türkenbundes (Lilium martagon); fein knorpelig oder papillös
Mich erinnern die hellen Gebilde auf den Nerven der Blattoberseite des Helm-Knabenkrauts (Orchis militaris) an die Haare auf der Blattunterseite der Zweiblättrigen Schattenblume (Maianthemum bifolium), obwohl die beiden natürlich nichts miteinander zu tun haben.
Aber zumindest die Beschreibung könnte ja bei beiden ähnlich lauten.
Bei der Zweiblättrigen Schattenblume (Maianthemum bifolium) schreibt der Hegi nichts von Papillen, sondern nur kurz und bündig "Blattspreite auf der Unterseite auf den Nerven abstehend behaart."
Und genau diese Formulierung möchte ich auch für das Helm-Knabenkraut (Orchis militaris) vorschlagen. Papillen wären deutlich kleiner und sollten auf so grossen Blättern nicht ohne Weiteres zu sehen sein.
Lieber Gruss, Muriel