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Thlaspi brachypetalum? Bergell

Jonas Brännhage
Jonas Brännhage 13.06.2022

Hoi zäme

Das Thlaspi alpestre agg. bereitet mir immer viel Mühe (bzw. die Unterscheidung zwischen T. caerulescens und brachypetalum). Was haltet ihr hiervon? Ich hätte das als T. brachypetalum angesprochen, aber mit grosser Unsicherheit… Gefunden ebenfalls im Bergell bei Castasegna in einer trockereren Wiese.

Beste Grüsse

Jonas

(Jonas Brännhage)
(Jonas Brännhage)
(Jonas Brännhage)

4 Risposte

Ciao Jonas,

Die Griffellänge relativ zur Ausrandung sieht in dieser Population intermediär aus, sie ist weder wirklich kürzer als die Ausrandung (wird die noch tiefer?) wie bei typischen Thlaspi brachypetalum, noch deutlich länger als die Ausrandung wie bei typischen T. caerulescens. Ohne Blüten (Kronblattgrösse, Staubbeutelfarbe) wird's wohl schwierig.

Die Arten scheinen geographisch zu überlappen (Typus von T. brachypetalum aus Grenoble F, Typus von T. caerulescens aus Prag CZ), haben beide 2n=14 Chromosomen, aber unterschiedliche Reaktionszahlen nach Landolt:

R4 bei  T. brachypetalum

R2 bei  T. caerulescens

Es kommt mir etwas suspekt vor, dass die Art, die hauptsächlich im Jura vorkommen soll (T. caerulescens) die  kleinere  Reaktionszahl  hat bzw. ein schwacher Säurezeiger sein soll. 

In der Brassicaceae Checklist sind beide Arten als akzeptiert aufgeführt, dort aber in der Gattung Noccaea

Noccaea caerulescens

Noccaea brachypetala

Ich habe noch gesehen, dass Tzvelev (2000) die N. brachypetala als Unterart von N. caerulescens postultiert hat, konnte die Publikation (auf russisch) aber nicht online finden (schau hier). Eine neuere Publikation zur Gattung inkl. Schlüssel zu den Arten ist Al-Shehbaz (2014), dort wird die Unterscheidung über die Blütengrösse und Staubbeutelfarbe gemacht.  Für tieferes Verständnis wäre wohl Meyer (2006) (Haussknechtia Beiheft 12, 2006) zu lesen, dort wurden beide Arten aber aber noch mehr gesplittet und ausserdem ist es nicht open-access…

Kürzlich wurden 92 der ca. 130 Arten von Noccaea phylogenetisch untersucht (ITS marker), wäre doch mal interessant zu sehen wie weit die voneinander stehen. Die Publikation Ödüdogru et al. (2019) ist aber leider auch nicht open-access :/ 

  • Thlaspi
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  • Thlaspi brachypetalum
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  • Thlaspi caerulescens
    1 0

Vielen Dank Simon für deine sehr gut recherchierte Rückmeldung! Wenn ich wieder an der WSL bin, kann ich schauen, ob ich Zugriff habe auf die Papers habe (besonders jenes von 2019 klingt interessant).
Ich hatte auch irgendwie das Gefühl, dass die Merkmalsausprägung der Pflanzen intermediär ist…
Was meinst du zu diesen Pflanzen?
http://forum.flora-austria.at/viewtopic.php?f=4&t=3510

Übrigens unterscheidet die Flora Gallica die beiden Taxa (falls es denn welche sind) auch hauptsächlich über die Kronblattgrüsse, die Staubblattfarbe und die Griffellänge.

Beste Grüsse
Jonas 

Hey Jonas,

Puh, mir scheinen die Pflanzen aus dem Bleniotal und die aus Bregaglia könnten gut das Gleiche sein? :) Ich kann mich aber nur anhand der Früchte nicht auf die Art festlegen, würde die auch als Aggregat aufnehmen. Die (relative) Griffellänge scheint mir etwas unklar und abhängig vom Reifungsgrad der Früchte.

Schau doch sonst mal noch hier rein, endlich ein open access Artikel über die beiden:

Auch spannend: Thlaspi montanum hat 2n=28 Chromosomen und damit doppelt so viele wie Th. caerulescens und Th. brachypetalum. Darum hat Th. montanum wohl auch grössere Blüten bzw. Griffel als die anderen beiden.

Sag gerne Bescheid, wenn die Literatur etwas aufschlussreiches hergibt :)