Die klebrigen, rundlichen Früchte (genau genommen: die Aussenkelchblätter) dieser kleinen, feinen Art werden gemäss "Hegi" (Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Band VI, Teil 2A, 2. Auflage 2008) vermutlich von Vögeln ausgebreitet:
"Aussenkelch, ... dieser ist mit Drüsenhaaren besetzt, deren Sekrete bis drei Jahre ihre Klebrigkeit behalten sollen und die epizoochore Verbreitung (wohl durch Vögel) begünstigen. Die Verbreitung kann ab Ende Juli bis zum Einschneien erfolgen."
Ganz sicher bin ich mir bei dieser Theorie nicht... ich hab bei der Grösse der Pflanzen (meist nur 5–10 cm hoch) und beim Lebensraum (Misch- oder Nadelwälder) nicht zuerst an gefiederte Zweibeiner, sondern eher an kleine, haarige Vierbeiner gedacht, die unfreiwillig oder zumindest unbeabsichtigt für die Ausbreitung der schmucken Art zuständig sind.
Von welcher Pflanzenart ist die Rede?
Und sobald das Rätsel gelöst ist: Wer wüsste Genaueres zur Ausbreitung dieser Art; hat die Hegi-Vogel-Theorie doch etwas an sich?
3 Réponses
Zwei Tipps und ein zusätzliches Foto…
Jetzt vielleicht fast zu einfach :-)
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RépondreLiebe Muriel
Nun, wirklich zu einfach wäre es gewesen, wenn du zusätzlich noch verraten hättest, dass die (monotypische!) Gattung auf einen berühmten Botaniker verweist;-)
Im Ernst: eine vertiefende Abhandlung zu Linnaea findest du im Heft 2019/3 der Zeitschrift Naturae (Serge MULLER, Thierry DELAHAYE, Myriam GAUDEUL & Yves PAUTHIER):
https://vanoise-parcnational.fr/sites/vanoise-parcnational.fr/files/atoms/files/muller_al_2019_linnaea_borealis.pdf
Ab Seite 91 das Kapitel zur Reproduktionsbiologie. Hier zwei Zitate daraus:
Le fruit est entouré par deux bractées ovales couvertes de poils glanduleux. L’abscission du fruit a lieu sous les bractées et celles-ci donnent alors aux fruits la possibilité, grâce à ces poils glanduleux, de se « coller» sur la fourrure de mammifères ou le plumage d’oiseaux, permettant une dissémination zoochore à longue distance (Zabel 1876 ; Giger 1912 ; Ridley 1930; Lusby 1994). En Scandinavie, selon Ridley (1930) et Ericson (1977), des fruits ont été observés sur des Lièvres variables (Lepus timidus Linnaeus, 1758) et des Lagopèdes des saules (Lagopus lagopus (Linnaeus, 1758). S. 92
Ainsi Oberdorfer (2001) écrit à propos de Linnaea borealis en Allemagne: «im nördlischen Tiefland gelegentlich verschleppt adventiv». Du fait de la présence de l’espèce dans des forêts assez jeunes et des possibilités de transport des fruits par des oiseaux migrateurs en provenance de Scandinavie (où l’espèce est commune), Weberling (1966) considère en effet que les stations du nord de l’Allemagne ne peuvent pas être considérées comme des relictes glaciaires. S. 100
Natürlich ist die primäre Ausbreitungsstrategie hier die vegetative mittels Stolonen, aber eben gelegentlich auch generativ mit Zoochorie via Säugetiere (animaux de passage) und Vögel. Hegi war halt ein guter Rechercheur und hatte sicher Zugriff auf einige der obgenannten Quellen (z.B. betr. Lagopus lagopus). Aber auch sonst liessen sich wohl einige «Disséminations à longue distance» kaum anders erklären als durch Ornithochorie. Ein Extrembeispiel findet sich auf S. 83:
Une station surprenante a toutefois été découverte sur une montagne d’Afrique tropicale, en Ouganda, à 6000 pieds (environ 1800m) d’altitude (Good et al. 1924). Cette station résulte vraisemblablement d’une dissémination fortuite à longue distance de l’espèce par ornithochorie.
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RépondreWoaaah, you made my day, lieber Kilian! Von Hasen und Vogelzug bis Uganda!
Ganz herzlichen Dank für die Recherche.
Ich habe bei meiner Beobachtung etwas kleiner gedacht und hatte die Eichhörnchen, die emsig durch die Linnaea-Wälder flitzten, im Verdacht. Wer weiss, vielleicht tragen auch sie wenigstens über kleinere Distanzen zur Ausbreitung des Moosglöckchens (Linnaea borealis) bei.
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