Helm ab

Muriel Bendel
Muriel Bendel 08.09.2025

Regen hat auch seine guten Seiten. Zumindest bei Arten, die als "Regentropfenballisten" beschrieben werden (d.h. sogenannt "ombrochor" sind), sollte es bei diesem Hudelwetter doch etwas zu beobachten geben. 

Einleuchtend ist diese Methode der Samenausbreitung beispielsweise beim Winterling (Eranthis hyemalis), bei der Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris), beim Wechselblättrigen Milzkraucht (Chrysosplenium alternifolium) und Gegenblättrigen Milzkraut (Chrysosplenium oppositifolium): Bei diesen Arten sind die reifen Früchte nach oben geöffnet und die aufprallenden Regentropfen schleudern die kleinen Samen effizient weg.

Eigentlich hab ich heute auf besseres Wetter gehofft, aber da es regnete, bot sich ein kurzer Abstecher zu dieser Art an, die ebenfalls als "Regentropfenballist" beschrieben wird: Wegfliegende oder -spickende Helme hab ich trotz Regen nicht gesehen, aber die Helme fallen tatsächlich bei der geringsten Berührung ab und die hellbraunen, dicht warzigen Teilfrüchte spicken richtiggehend weg. 

Wem nimmt's hier den Helm?

Die Kelchoberlippe inkl. Helm löst sich von der Unterlippe ab und gibt den Blick auf die reifen, warzigen Teilfrüchte frei. Gampelen (BE), 8.9.2025 (Muriel Bendel)
Kurz nach dem Abblühen sind die Kelchblätter grün oder rötlich überlaufen, ... Gampelen (BE), 8.9.2025 (Muriel Bendel)
... später werden sie hellbraun, ... Gampelen (BE), 8.9.2025 (Muriel Bendel)
... und verdecken die reifen Teilfrüchte vollständig. Gampelen (BE), 8.9.2025 (Muriel Bendel)
Etwas nachgeholfen und die Kelchoberlippe inkl. Helm abgehoben. Gampelen (BE), 8.9.2025 (Muriel Bendel)
Kelchoberlippe mit 2 reifen, warzigen Teilfrüchten, ... Gampelen (BE), 8.9.2025 (Muriel Bendel)
... und Kelchunterlippe ebenfalls mit 2 reifen Teilfrüchten. Gampelen (BE), 8.9.2025 (Muriel Bendel)
Die leere Kelchunterlippe bleibt bis in den Herbst stehen. Gampelen (BE), 8.9.2025 (Muriel Bendel)

4 Risposte

Zweite Quiz-Frage – gleiche Gattung, ein paar 100 m weiter, am Wegrand im Wald: Die Helme und reifen Teilfrüchte sind leider schon weg, es bleiben die ganzrandigen, unspektakulären Kelchunterlippen übrig. Typisch für diese Art sind die deutlich gestielten Blätter und die kleinen, ganzrandigen Deckblätter im Blüten- resp. Fruchtstand.
Wer ist das?

Gleiche Gattung, andere Art; Standort: Rand eines Waldweges. Gampelen (BE), 08.09.2025 (Muriel Bendel)
Viel ist nicht mehr übrig: Ein paar leere Kelchunterlippen und Fruchtstiele. Gampelen (BE), 08.09.2025 (Muriel Bendel)
Verrät die Art: Laubblätter deutlich gestielt; Deckblätter im Blüten- resp. Fruchtstand ganzrandig und deutlich kleiner als die Laubblätter. Gampelen (BE), 08.09.2025 (Muriel Bendel)

Sumpf-… und Hohes … - der Gattungsname steht ja praktisch schon in der Frage.  :-)

Dominik

yep, genau :-)
War etwas sehr simpel, ich weiss. Aber vor lauter Helmen und Schildern und Kappen wird mir bei dieser Gattung fast schwindlig, so schön die Pflanzen auch sind. Im Gattungsnamen Scutellaria steckt Lateinisch scutulum für "Schildchen" (auf Deutsch heisst die Gattung aber Helmkraut, nicht Schildkraut); im Artnamen ist das lateinische Wort galericulum für "Kappe" verborgen (zumindest beim Sumpf-Helmkraut, Scutellaria galericulata). 

Egal ob Helm, Schild oder Kappe oder was auch immer: Die Oberlippe des Kelchs hat eine Gattungs-typische, hohle Ausstülpung, die bereits bei den Blütenknospen gut zu sehen ist (und zwei ergänzende Fotos).

Bei der ersten Art, dem Sumpf-Helmkraut (Scutellaria galericulata) sind die lanzettlichen Blätter nur kurz gestielt und die gekerbten oder stumpf gezähnten Deckblätter im Blütenstand sehen den Laubblättern sehr ähnlich.

Die zweite Art, das Hohe Helmkraut (Scutellaria altissima), zeichnet sich durch deutlich gestielte Blätter mit schmal eiförmige Blattspreiten aus, die ganzrandigen Deckblätter im Blütenstand sind deutlich kleiner als die Laubblätter.

Blütenknospe des Sumpf-Helmkrauts. Gampelen (BE), 28.07.2024 (Muriel Bendel)
Sich öffnende Blüte des Sumpf-Helmkrauts; die Krone ist auf der Aussenseite dicht behaart. Gampelen (BE), 08.09.2025 (Muriel Bendel)

Auch wenn es vielleicht nicht schwer war:  Ich mag sowas:  Man ist gezwungen, sich mit anderen Merkmalen der Pflanzen als den üblichen zu beschäftigen.  Für Scutellaria altissima mußte ich schon eine Viertelstunde in der Literatur blättern. Auf den großen Unterschied zwischen Stengel- und Tragblättern hatte ich nie geachtet.  Die Art ist bei Karlsruhe aber auch nur als ausgebüchste Zierpflanze zu finden.

(Beudeutet “wegspicken” so in etwa “wegschnipsen”?)

Danke Dir für solche unterhaltsamen Aufgaben!