26. April 2025: Expedition an den Lopper

ZBG
ZBG 08.04.2025

Liebe Botanikinteressierte

Gerne laden wir euch zur Expedition von Daniel Hepenstrick ein!

Der Begriff "Expedition" bezeichnet eine Exkursion in ein Gebiet, das auch der Exkursionsleitung noch nicht bekannt ist. Das gemeinsame Abenteuer soll die Vernetzung unter Botanikinteressierten fördern und Spass machen. Die Expedition ist offen für alle, gratis und jede Person ist am Expeditionstag auf eigene Verantwortung unterwegs. Diesmal wird der Lopper erkundet. Der schroffe zwischen Vierwaldstätter- und Alpnachersee gelegene Kalkhügel lockt mit einem vielversprechenden Mosaik aus Buchen-, Eichen-, Föhren- und Lindenwäldern. Die Expedition ist diesmal auch Teil des Exkursionsprogramms der Zürcherischen Botanischen Gesellschaft.

Datum: Samstag, 26. April 2025.
Anreise (z. B.): 09:10 ab Zürich HB, 09:57 ab Luzern, 10:13 an Stansstad
Treffpunkt: 10:15 auf dem Platz vor dem Bahnhof Stansstad.

Route: Die Expedition startet botanisch langweilig. Der Autobahn entlang, dann unten durch und 1 km auf dem Ufersteg. Diese weitgehend horizontale Strecke bietet Raum, um sich gegenseitig kennenzulernen. Nach einem ersten Abzweiger in trockenen Turinermeister-Lindenmischwald kehren wir auf den Uferweg zurück und spazieren nochmals knapp 1 km westwärts. Schliesslich verlassen wir die Lopperstrasse und erkunden die Flora an einer südexponierte Kalkfelsplatte. In gemächlicher Steigung geht es dann auf einem Schottersträsschen durch verschiedene Waldgesellschaften wieder ostwärts. Die frühlingshafte Saumvegetation der Wegböschungen wird wohl noch nicht in voller Blüte sein, dafür das eine oder andere vegetative Rätsel bieten. Auf 557 m ü. M. verabschieden sich allfällige sportlich ambitionierte Expeditionsteilnehmende über den Loppergrat Richtung Hergiswil. Der Rest der Gruppe wandert botanisch hoffnungsvoll in Richtung der prähistorischen Lopperburg weiter und steigt schliesslich durch eine Trockenwiese nationaler Bedeutung im Getöse der Autobahn ab und kehrt nach Stansstad zurück. Je nach Gruppendynamik und Gewächs am Wegrand werden wir schneller oder langsamer unterwegs sein. Picknick an einem schönen Plätzchen. Rückreise individuell.

Anmeldung: https://nuudel.digitalcourage.de/BnGIPGNpBJCNFQ8c

Wir freuen uns auf das Abenteuer und eure Teilnahme!

Beste Grüsse
Simon Gysi

12 Antworten

Mit diesem Google-Earth-Foto des sagenumwobenen Loppers mache ich hiermit noch ein bisschen Werbung für die Expedition. Würde mich freuen, bei dieser Gelegenheit den einen oder die andere von euch persönlich kennenzulernen!

Vom Lopper erfahren habe ich von schwärmenden Faunist*innen, die begeistert von Alpenbock, Würfelnatter und Wespenbussard erzählten. Ich hoffe auf ebenso spannende floristische Kostbarkeite. Turinermeister wirds wohl sicher haben.

Bildquelle: Google Earth (Hepi)
14.04.2025 Erstfeld (Hepi)

Hat Spass gemacht! Wie vermutet, noch etwas früh für die volle Blütenpracht, doch definitiv eine Reise wert! Vor lauter botanisieren und spannenden Gesprächen hab ich kaum Fotos gemacht. Nur lustige Fotos der Würfelnatter-Foto-Session und einer Daphne laureola, deren gestielten Fruchtstände mir neu waren. Interessanterweise haben wir keinen Turinermeister gefunde. Wahrscheinlich ist dem der extrem flachgründige Boden zu trocken.

26.04.2025 (Hepi)
26.04.2025 (Hepi)
26.04.2025 (Hepi)

Herzlichen Dank @ZBG, @Hepi und @tutti, die dabei waren, war wunderbar!

Noch ein paar Schnappschüsse der Lopper-Expedition, ohne Anspruch auf eine vollständige Artenliste :-)

Lopper (NW), 26.04.2025 (Muriel Bendel)
Lopper (NW), 26.04.2025 (Muriel Bendel)
Lopper (NW), 26.04.2025 (Muriel Bendel)
Volle Aufmerksamkeit... Lopper (NW), 26.04.2025 (Muriel Bendel)
... für den Bestäubungsmechanismus der Gemeinen Berberitze (Berberis vulgaris). Lopper (NW), 26.04.2025 (Muriel Bendel)

Direkt am Strassenrand, auf Augenhöhe...

Lopper (NW), 26.04.2025 (Muriel Bendel)
Schopfiger Hufeisenklee (Hippocrepis comosa) ... 26.04.2025 (Muriel Bendel)
... mit Gattungs-typischem "Fenster" oberhalb des Kelchs. 26.04.2025 (Muriel Bendel)
Gleiche Gattung - Blüte ebenfalls mit "Fenster": Strauchwicke (Hippocrepis emerus). 26.04.2025 (Muriel Bendel)
Blüten zu 3 in einer Dolde angeordnet. Strauchwicke (Hippocrepis emerus). 26.04.2025 (Muriel Bendel)
Bereits verblüht: Kalk-Blaugras (Sesleria caerulea). 26.04.2025 (Muriel Bendel)
Echter Dost (Origanum vulgare), ... 26.04.2025 (Muriel Bendel)
... auf der Unterseite mit feinen Pünktchen. 26.04.2025 (Muriel Bendel)
Mit dem letztjährigen Fruchtstand klar: Ästige Graslilie (Anthericum ramosum). 26.04.2025 (Muriel Bendel)
Schmerwurz (Tamus communis /Dioscorea communis). 26.04.2025 (Muriel Bendel)
Weisse Segge (Carex alba). 26.04.2025 (Muriel Bendel)
Nickendes Perlgras (Melica nutans). 26.04.2025 (Muriel Bendel)

Breitblättrigen Pfaffenhütchen (Euonymus latifolius) in Blüte!

Kronblätter rosa überlaufen. Breitblättriges Pfaffenhütchen (Euonymus latifolius). 26.04.2025 (Muriel Bendel)
Macht seinem Namen alle Ehre: Breitblättriges Pfaffenhütchen. 26.04.2025 (Muriel Bendel)
Breitblättriges Pfaffenhütchen (Euonymus latifolius). 26.04.2025 (Muriel Bendel)
Breitblättriges Pfaffenhütchen (Euonymus latifolius). 26.04.2025 (Muriel Bendel)
Alpen-Heckenkirsche (Lonicera alpigena). 26.04.2025 (Muriel Bendel)
Maiglöckchen (Convallaria majalis). 26.04.2025 (Muriel Bendel)
Ruprechtsfarn (Gymnocarpium robertianum). 26.04.2025 (Muriel Bendel)
Sich entrollender Gelappter Schildfarn (Polystichum aculeatum). 26.04.2025 (Muriel Bendel)
Schneeheide (Erica carnea). 26.04.2025 (Muriel Bendel)

Zur Reden gaben unter anderem diese beiden Funde:

1) Bei der Gattung waren wir uns alle einig: Fingerhut (Digitalis). 

Aber ist's nun der Gelbe Fingerhut (Digitalis lutea) oder doch der Grossblütige Fingerhut (Digitalis grandiflora)?

Die Blätter waren gut und gern 25 cm lang - was nur wenig länger ist als die Angabe der Flora Vegetativa für Digitalis lutea: "Blatt bis 14 cm lang".

Auf der Unterseite waren die Nerven klar behaart (auf den Flächen kahl) - was der Flora Vegetativa Angabe für Digitalis lutea doch klar widerspricht ("US auch auf den Nerven kahl").

Aber: Der Stängel ist praktisch kahl oder nur sehr zerstreut behaart (beim Grossblütigen Fingerhut Digitalis grandiflora und beim Roten Fingerhut Digitalis purpurea) wäre der Stängel dicht behaart.

Wer könnte hier Klarheit schaffen?
Ich bin wegen des praktisch kahlen Stängels für Digitalis lutea - aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.

Digitalis (Fingerhut)... 26.04.2025 (Muriel Bendel)
... Blätter 25 cm lang... 26.04.2025 (Muriel Bendel)
... Neven auf der Blattunterseite behaart (Foto mässig... scusa!). 26.04.2025 (Muriel Bendel)
Stängel fast kahl. 26.04.2025 (Muriel Bendel)

2) Linden... oje! Und die Geschichte mit der Bärtchen-Farbe... einmal mehr gingen die Merkmale nicht auf, und die letztjährigen Früchte waren nicht auffindbar (da vermutlich schon restlos von den Mäusen gefuttert).
Wegen der vollständig kahlen Blattoberseite vermutlich eine Winter-Linde (Tilia cordata), mit im Frühling noch "frischen", weissen Bärtchen in den Nervenwinkeln. Zumindest eine Vermutung... 

Einige Meter daneben stand eine weitere Linde mit grösseren, auf der Oberseite dicht und weich behaarten Blättern - und ebenfalls weissen Bärtchen. Diese haben wir basisdemokratisch und einstimmig Sommer-Linde (Tilia platyphyllos) genannt.

Linde (Tilia sp.) - Bärtchen in den Nervenwinkeln der Blattunterseite weiss; Oberseite der Blattspreite vollständig kahl. 26.04.2025 (Muriel Bendel)

Merci vielmal für die tolle Expedition!

LG Nina

26.04.2025 (NRI)

Die beiden Lopper-Expeditions-Rätsel sind gelöst :-)

1) Ja zur Winter-Linde (Tilia cordata): Die Bärtchen beim besagten Baum resp. seinen Blättern sind jetzt Ende Juni nicht mehr weiss, sondern wie es sich für eine Winter-Linde gehört: braun.
Was bedeutet, dass die Winter-Linde im Frühling mit weissen Haarbüscheln auf der Unterseite der Blattspreite in die Saison startet – die Haarbüschel oder Bärtchen dunkeln dann nach und werden braun. 

Bei der Sommer-Linde (Tilia platyphyllos) grad nebenan (die wir auf der Expedition basisdemokratisch auch so benannt haben) sind die Haarbüschel immer noch schön weiss.

Mittlerweile mit braunen statt weissen Haarbüscheln: Die Winter-Linde (Tilia cordata). Lopper (NW), 30.06.2025 (Muriel Bendel)
Blattoberseiten. Winter-Linde (Tilia cordata). Lopper (NW), 30.06.2025 (Muriel Bendel)
Die Sommer-Linde (Tilia platyphyllos) nebenan mit weissen Haarbüscheln auf der Blattunterseite. Lopper (NW), 30.06.2025 (Muriel Bendel)
... und grösseren, weicheren Blättern. Lopper (NW), 30.06.2025 (Muriel Bendel)

2) Ja zum Gelben Fingerhut (Digitalis lutea). Ich habe heute ausschliesslich diese Digitalis-Art gesehen, die allermeisten Pflanzen waren verblüht und einige hatten bereits offene, leere Kapseln. 

Damit ist klar, dass der Gelbe Fingerhut (Digitalis lutea) grosse Blätter bilden kann (die grössten waren heute 30 cm lang) und die Blattspreiten auf den Nerven der Unterseite behaart sein können.

Die letzten Blüten des Gelben Fingerhuts (Digitalis lutea). Lopper (NW), 30.06.2025 (Muriel Bendel)
Lopper (NW), 30.06.2025 (Muriel Bendel)
Abgeblüht. Lopper (NW), 30.06.2025 (Muriel Bendel)
Reifende Früchte. Lopper (NW), 30.06.2025 (Muriel Bendel)
Reife, offene Kapsel. Lopper (NW), 30.06.2025 (Muriel Bendel)
Untere Stängelblätter 20 cm lang... Lopper (NW), 30.06.2025 (Muriel Bendel)
... und länger. Lopper (NW), 30.06.2025 (Muriel Bendel)

Star des Tages war aber weder Linde noch Fingerhut, sondern ein Süssgras... Das Raugras (Achnatherum calamagrostis) ist in Vollblüte und hätte eigentlich den Namen "Goldgras" verdient (der Name ist leider schon vergeben und wird dem mediterranen Lamarckia aurea zugeschrieben).

Raugras (Achnatherum calamagrostis) am Wegrand... Lopper (NW), 30.06.2025 (Muriel Bendel)
... und am Seeufer. Lopper (NW), 30.06.2025 (Muriel Bendel)
Lopper (NW), 30.06.2025 (Muriel Bendel)