Beim Vorbeigehen auf Bretaye, oberhalb Villars-sur-Ollon, habe ich diese A. napellus gesehen. “vulgare” dachte ich, da kompakter, unverzweigter Blütenstand.
Aber: nach dem Schlüssel trennen sich A. variegatum und A. napellus mit der Angabe: “Helm höchstens so breit wie hoch” (variegatum) bzw. “Helm breiter als hoch” (napellus)
Was verstehe ich hier falsch?
Bestimmungsschlüssel zu den blauen Aconitümer
Röbi Feller 10.08.2025
3 Réponses
Heureka! Dank Marc, der mir diesen Link geschickt hat; Helmvermessung bei Aconitum?! - Open Flora habe ich begriffen (Bilder ganz oben hinter diesem Link), dass die Breite des Helms von der Seite zu betrachten ist. (Ähm, wenn ich also in Zukunft jemanden mit einem “breiten Gesicht” beschreibe, habe ich ihn von der Seite betrachtet)
Du hast die erste Hürde gemeistert! ;) Ich stimme völlig zu, dass die Breite eines normalen (z.B. Velo-)Helms um 90 Grad verschoben ist zur unlogischen Aconitum-Helmbreite. Doch die Sache ist noch verflixter: Nach Rücksprache mit dem Aconitum-Spezialisten Dr. Walter K. Rottensteiner habe ich erfahre, dass es verschiedene Varianten gibt, um die Helm-Seitenansicht in ein Längen-Breiten-Verhältnis zu übersetzen, und solange dieses nicht (grafisch oder in klaren Worten) definiert ist, macht dessen Angabe wenig Sinn.
Aktuell ignoriere dieses Merkmal und stütze mich bei der Unterscheidung von A. napellus s.l. und A. variegatum s.l. vor allem auf die Blattform:
Die Blätter des (deutlich selteneren) A. variegatum s.l. finde ich ähnlich wie die des gelben Eisenhuts (A. lycoctomum s.l.). Die Flora Vegetativa bringt es mit „netznervig“ (A. variegatum s.l.) vs. „Blattzipfel einnervig“ (A. napellus s.l.) pragmatisch gut auf den Punkt. Ich habe es mir so zurechtgeleg: Bei A. napellus s.l. scheinen mir die grössten Lücken zwischen den Blattteilen breiter als die breitesten Blatteile, während bei A. variegatum s.l. die grössten Lücken schmaler sind, als die breitesten Blatteile breit sind.
Innerhalb der beiden aktuell in der Schweiz sehr breit gefassten Arten (darum s.l.=sensu lato=im weiten Sinne) herrscht eine unüberschaubare Diversität an (Unter-)Artkonzepten, dass es meiner Meinung nach nötig ist, das verwendete Bestimmungswerk anzugebe, um die Bedeutung eines Namens festzunageln. Dein Fund könnte also z.B. „Aconitum napellus subsp. vulgare sensu Flora Helvetica App v. 2.7“ sein.
ja, die Aconitums sind unglaublich kompliziert - hier im Unterengadin ist man dann meist mit der Unterscheidung der ssp. von variegatum beschäftigt ;-(
Anbei ein Bild, wo ich die Blätter der wichtigsten Taxa einander gegenübergestellt habe (etwas verblichen, es hängt an meiner Pinwand) - bei variegatum gibt es eine recht grosse Variationsbreite!