Eine Mischung aus Info Flora Missionen, Flora-Patenschaften des Kantons Bern und frisch-von-der-Leber-weg-Blüemele führte vor zwei Tagen zwischen Kandersteg, Sunnbüel und Gasterntal zu unzähligen wunderbaren Beobachtungen.
Im Zentrum der Expedition standen die Farne: Nicht jede Schatzsuche verlief erfolgreich (Woodsia alpina beispielsweise blieb trotz Hoch- und Runterkraxeln auf Silikatblockschutthalden unauffindbar) – aber bei einigen Angaben war unsere Suche von Erfolg gekrönt.
Der klare Star des Tages: Der Zierliche Wimperfarn (Woodsia pulchella).
Diese Art wächst im abgesuchten Gebiet nicht nur in halbschattigen Kalkfelsritzen, sondern auch auf moosigen, schattigeren Standorten.
Für die Bestimmung wichtig: Der Schleier ist in haarförmige Fransen aufgelöst; der fast bis zum Grund grüne Blattstiel besitzt über dem Grund eine kleine, knotige Verdickung (Sollbruchstelle), die kaum sichtbar, aber beim vorsichtigen Drüberstreichen spürbar ist. Und die Wedel sind mehr oder weniger dicht mit Drüsenhaaren besetzt.
Grösste Verwechslungsgefahr: Der Verwandlungskünstler namens Zerbrechlicher Blasenfarn (Cystopteris fragilis aggr.), der manchmal deutlich anders als Woodsia pulchella ausschaut, manchmal aber auch verblüffend ähnlich.
Unten ein paar Fotos des unauffälligen Stars, des Doppelgängers Cystopteris fragilis aggr. – und von weiteren Farnpflanzen, die den Wegrand säumten:
- Grünstieliger Streifenfarn (Asplenium viride): Blattspindel von A-Z grün, v.a. auf kalkreichen Böden wachsend.
- Eichenfarn (Gymnocarpium dryopteris): Blattspreite breit 3-eckig, kahl; auf kalkarmen Böden wachsend.
- Ruprechtsfarn (Gymnocarpium robertianum): Blattspreite breit 3-eckig, drüsig (am einfachsten die Blattspindel kontrollieren); auf kalkreichen Böden wachsend.
- Berg-Blasenfarn (Cystopteris montana): Blattspreite breit 3-eckig, 3- bis 4-fach gefiedert; auf den ersten Blick an einen sehr fein gefiederten Gymnocarpium erinnernd.
- Gelappter Schildfarn (Polystichum aculeatum): Meist in schattigen Lagen wachsend - hier mitten in einer Geröllhalde. Blattspreite wintergrün, ledrig, nach unten allmählich verschmälert, doppelt gefiedert → innerstes, zur Blattspitze gerichtetes Fiederchen deutlich vergrössert.
- Lanzenfarn (Polystichum lonchitis): Blattspreite einfach gefiedert, Fiedern asymmetrisch, Sori auf jeder Fieder in 2 Reihen angeordnet.
- Bunter Schachtelhalm (Equisetum variegatum): Zähne der Blattscheiden mit einem deutlichen, breiten weissen Rand.
- Dorniger Moosfarn (Selaginella selaginoides): Pflanzen unverzweigt, nur wenige cm hoch; Sporangien in den Blattwinkeln der oberen Sprossabschnitten: oben Mikrosporangien, unten Megasporangien (heterospor).
- Wald-Bärlapp (Lycopodium annotinum = Spinulum annotinum): mit Ausläufern und endständigen Sporangienähren, Sprosse gegliedert ("Jahrestriebe" bildend).
- Tannenbärlapp (Huperzia selago): Sprosse 2- bis 4-mal gabelig verzweigt, in Büscheln wachsend (ohne Ausläufer), mit Brutknospen; Sporangien alle gleich (isospor), in den Blattwinkeln der oberen Sprossabschnitte (nicht in endständigen Sporangienähren).
- Natürlich kein echter Doppelgänger - aber manchmal kann die Schnee-Heide (Erica carnea) von Weitem aussehen wie ein locker wachsennder Huperzia selago...
Die quirlständigen Blätter der Schnee-Heide (Erica carnea) sind sehr kurz gestielt, der Blattstiel liegt dem Stängel an. - Nordischer Streifenfarn (Asplenium septentrionale): Blattspreite etwas grasartig aussehend, an der Spitze unregelmässig gabelig in 2 bis 5 sehr schmale Abschnitte geteilt; auf sauren Böden wachsend.
- Gemeiner Tüpfelfarn (Polypodium vulgare): Blattspreite fiederschnittig, 3,5–5-mal so lang wie breit.
17 Réponses
Der Verwandlungskünstler und Doppelgänger: Zerbrechlicher Blasenfarn (Cystopteris fragilis aggr.).
Grünstieliger Streifenfarn (Asplenium viride):
Blattspindel von A-Z grün, v.a. auf kalkreichen Böden wachsend.
Eichenfarn (Gymnocarpium dryopteris).
Blattspreite breit 3-eckig, kahl; auf kalkarmen Böden wachsend.
Ruprechtsfarn (Gymnocarpium robertianum).
Blattspreite breit 3-eckig, drüsig (am einfachsten die Blattspindel kontrollieren); auf kalkreichen Böden wachsend.
Berg-Blasenfarn (Cystopteris montana).
Blattspreite breit 3-eckig, 3- bis 4-fach gefiedert; auf den ersten Blick an einen sehr fein gefiederten Gymnocarpium erinnernd.
Gelappter Schildfarn (Polystichum aculeatum).
Meist in schattigen Lagen wachsend - hier mitten in einer Geröllhalde. Blattspreite wintergrün, ledrig, nach unten allmählich verschmälert, doppelt gefiedert → innerstes, zur Blattspitze gerichtetes Fiederchen deutlich vergrössert.
Lanzenfarn (Polystichum lonchitis):
Blattspreite einfach gefiedert, Fiedern asymmetrisch, Sori auf jeder Fieder in 2 Reihen angeordnet
Bunter Schachtelhalm (Equisetum variegatum):
Zähne der Blattscheiden mit einem deutlichen, breiten weissen Rand.
Dorniger Moosfarn (Selaginella selaginoides):
Pflanzen unverzweigt, nur wenige cm hoch; Sporangien in den Blattwinkeln der oberen Sprossabschnitten: oben Mikrosporangien, unten Megasporangien (heterospor).
Wald-Bärlapp (Lycopodium annotinum = Spinulum annotinum):
mit Ausläufern und endständigen Sporangienähren, Sprosse gegliedert ("Jahrestriebe" bildend).
Tannenbärlapp (Huperzia selago):
Sprosse 2- bis 4-mal gabelig verzweigt, in Büscheln wachsend (ohne Ausläufer), mit Brutknospen; Sporangien alle gleich (isospor), in den Blattwinkeln der oberen Sprossabschnitte (nicht in endständigen Sporangienähren).
Natürlich kein echter Doppelgänger - aber manchmal kann die Schnee-Heide (Erica carnea) von Weitem aussehen wie ein locker wachsennder Huperzia selago...
Die quirlständigen Blätter der Schnee-Heide (Erica carnea) sind sehr kurz gestielt, der Blattstiel liegt dem Stängel an.
Teilen sich eine Felsritze:
Nordischer Streifenfarn (Asplenium septentrionale) und Gemeiner Tüpfelfarn (Polypodium vulgare).
Und einfach für schön:
"Lily of the valley", wie das Meieriesli/Maiglöckchen (Convallaria majalis) auf Englisch auch genannt wird, ist zumindest in den Alpen ab und zu eine irreführende Bezeichnung – hier wuchsen die Pflanzen auf 1400 m ü. M. (und gelegentlich können sie auch bis über 2000 m ü. M. hochsteigen).
Und zu guter Letzt:
Edelweiss (Leontopodium alpinum) auf gut 1600 m ü. M. in vielleicht ungewöhnlicher Begleitung: In der Nähe von Echter Edelraute (Artemisia umbelliformis), Nickendem Perlgras (Melica nutans) und Roter Felsen-Primel (Primula hirsuta; wenige Ritzen von den anderen Arten entfernt).
So schön und sogar ein Edelweiss... Ich nehme an, dass du für Woodsia alpina, dieselben Koordinate hattest, die wir vor nun mindestens 5 Jahren bekommen hatten. Damals habe ich aufgeben müssen, weil es eben nur noch Kraxeln über eine Schutthaltde gegeben hätte. Ich vermute, dass der Fundort stimmt, aber vor längerer Zeit schon von einem Steinschlag getroffen wurde und seit Jahren unter einer dicken Schutthalde liegt.
Genau, wir haben die älteren Standortangaben in einer Blockschutthalde überprüft; vermutlich sind die Woodsia alpina Pflanzen aber unter dem Geröll begraben worden – und neue Pflanzen haben wir leider in den Felsblöcken keine erspähen können.
Unten als Ergänzung noch ein Foto von Woodsia alpina aus dem Kiental; wegen beginnendem Gewitter und Zeitmangel nicht ganz scharf... aber als Suchbild könnte es reichen. Die Art besiedelt aber nur Felsspalten, sondern wächst selten auch Silikatschutthalden; weitere Bilder und Infos im Wiki.
Oja, Edelweiss ist immer toll, wenn auch etwas an der Grenze zu kitschig ;-)