• Eudicotyledonae
  • Rhamnaceae
  • Frangula
  • Frangula alnus

Frangula alnus

Faulbaum, Pulverholz

Morphologie

Generative Merkmale

  • Blüten

    • Blütenstände mit 2–10 Blüten in den Blattachseln, ähnlich einer Dolde 
    • Blüte mit Kelchblättern und kleineren Kronblättern, je 5-zählig
    • Kelch- und Kronblätter weisslich bis gelbgrün mit weissen Spitzen
    • Staubblätter 5, direkt vor den Kronblättern stehend → damit ist die Alternanzregel nicht erfüllt
    • Fruchtknoten oberständig
    • Blüten insgesamt unscheinbar und klein, Blütenstiel meist länger als die Blüte

    30.5.23 Meienried (Lorenz Scherler)

    30.5.23, Meienried (Lorenz Scherler)

    30.5.23, Meienried (Lorenz Scherler)

    St.Petersinsel (BE), 16.5.2016 (francoisealsaker)

    Lyss Grien (BE), 10.6.2023 (Muriel Bendel)

    Alternanzregel nicht erfüllt: Die Staubblätter stehen direkt vor den Kronblättern. Lörmoos (BE), 5.6.2010 (Muriel Bendel)

  • Früchte

    • Steinfrucht mit 2–3 Steinkernen, bis zu 8 mm Durchmesser
    • Steinfrucht am  Grund von Kelchbechern umfasst
    • Fruchtfarbe von grün über rot nach schwarz umfärbend während der Reifung
    • oft an gleicher Blattachsel auffällig verschiedenfarbige Früchte vorhanden

    26.09.21 Schwadernau Grien (Lorenz Scherler)

    26.09.21 Schwadernau Grien (Lorenz Scherler)

    29.06.23 Meienried (Lorenz Scherler)

    4.7.23, Meienried (Lorenz Scherler)

Vegetative Merkmale

  • Wuchsform

    • Strauch mit bis zu 3 m Wuchshöhe, selten ein Baum 
    • Einzelner Strauch besteht oft aus mehreren kleinen Stämmen von wenigen cm Durchmesser 
    • unregelmässig wechselständig verzweigt
    • locker wechselständig-spiralig beblättert

    4.7.23 Meienried (Lorenz Scherler)

  • Rinde

    • Rinde jung grün, bisweilen rot oder dunkel überlaufen, später graubraun
    • Triebe mit auffälligen hellen Lentizellen (Korkwarzen)
    • junge Triebe an der Spitze dicht kurz behaart, später verkahlend

    Stämmchen eines mehrstämmigen Strauches mit typischen Lentizellen, 12.5 23, Meienried (Lorenz Scherler)

    Ältere Rinde eines dickeren Stammes, 29.06.23, Meienried (Lorenz Scherler)

  • Blätter

    • Oval bis verkehrt-eiförmig, meist ganzrandig, Rand bisweilen gewellt 
    • Oberseite dunkelgrün, etwas glänzend, Unterseite blassgrün
    • Seitennerven 7–12 Paare, bogenförmig zum Hauptnerv verlaufend, auf der Unterseite deutlich hervorstehend
    • Seitennerven durch zahlreiche Quernerven verbunden; nicht bis zum Blattrand führend, sondern aussen zum nächsten Seitennerv zulaufen
    • Blatt an die Rot-Buche (Fagus sylvatica) erinnernd, wie diese jung behaart

    26.9.21, Schwadernau Grien (Lorenz Scherler)

    Blattunterseite mit vorstehenden Blattnerven, Querverbindungen und aussen bogig verbundenen Seitennerven, 12.5.23, Meienried (Lorenz Scherler)

    Gewellter Blattrand (Lorenz Scherler)

    3.5.23 Meienried (Lorenz Scherler)

    Lyss Grien (BE), 10.6.2023 (Muriel Bendel)

    St-Blaise (NE), 10.8.2023 (Muriel Bendel)

  • Knospen

    • Knospen wechselständig (spiralig) angeordnet, ohne Knospenschuppen (nackt).
    • Endknospe länglich, filzig braun behaart.
    • Seitenknospen eiförmig, dicht filzig braun behaart.

    18.3.2011 (wolfgang bischoff)

    Belper Giessen (BE), 25.2.2024 (Muriel Bendel)

    Seitenknospen. Belper Giessen (BE), 25.2.2024 (Muriel Bendel)

    Belper Giessen (BE), 25.2.2024 (Muriel Bendel)

Phytoparasiten

  • Fungi

    Der Faulbaum wird, wie viele Arten der Kreuzdorngewächse (Rhamnaceae) von Puccinia coronata (dt. Kronenrost) befallen. Bevorzugt findet man den leuchtend orangen Pilz an Blättern, Blüten oder an Ästen. Er führt teils zur Verkümmerung der befallenen Pflanzenteile.

    Blüte mit Befall von puccinia coronata, 30.5.23, Meienried (Lorenz Scherler)

    Blattoberseite mit puccinia coronata, 23.5.23, Meienried (Lorenz Scherler)

    (Lorenz Scherler)

    (Lorenz Scherler)

    Verkümmertes Blatt mit Befall von puccinia coronata, 7.6.23, Meienried (Lorenz Scherler)

    (Lorenz Scherler)

Lebensraum

  • Auenwälder, Hecken, Moore
  • Allgemein halbschattige, eher feuchte oder zumindest wechselfeuchte Stellen.

Verbreitung

In der Schweiz auf kolliner bis montaner Stufe weit verbreitet.

Mögliche Verwechslung

Auf den ersten Blick ähnliche Blätter besitzen die Kreuzdorn-(Rhamnus)Arten: Ihr Blattrand ist aber gesägt und nicht ganzrandig; beim Purgier-Kreuzdorn (Rhamnus cathartica) und Felsen-Kreuzdorn (Rhamnus saxatilis) sind die Blätter gegenständig oder schief gegenständig, beim Alpen-Kreuzdorn (Rhamnus alpina) und Zwerg-Kreuzdorn (Rhamnus pumila) sind die Blätter wechselständig angeordnet. 

Bei der Rot-Buche (Fagus sylvatica) führen die Seitennerven bis zum Blattrand (und bilden keine verbundene Schlingen in der Nähe des Blattrandes), die Blätter sind ebenfalls wechselständig, aber zweizeilig (nicht spiralig) angeordnet.

Etymologie

Der leicht faulige Geruch der Rinde, welcher am besten im frisch abgeschälten Zustand zu riechen ist, führte zum heute gängigsten deutschen Volksnamen Faulbaum. Aus der früheren Verwendung von Holzkohle aus Frangula alnus zur Herstellung von Schwarzpulver entstand der Name Pulverholz.

Weitere Volksnamen in der Schweiz: Ful-Beri (Züri Oberland), Fulholz (SG), Stinkwide (AG).

Quellen

Verbreitungsatlas SwissFungi, WSL.ch, abgerufen am 9.11.2023

Hess, Landolt, Hirzel, Flora der Schweiz, Band 2, Springer Basel 1977

Hegi, Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Band V,  Teil 1 Dicotyledones, J.F. Lehmanns, 1925 

Autor*in: Lorenz Scherler, Muriel Bendel
Stand: 30. November 2023

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