• Systematik
  • Eudicotyledonae
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  • Gentiana
  • Gentiana amarella

Gentiana amarella

Bitterer Enzian

Morphologie

Generative Merkmale

  • Blüten

    • KroneBlütenfarbe: rötlich-violett; Blütenform: trompetenförmig
    • Blütengrösse: relativ kleinblütig, Länge der Blüte (14–)16–18(–19/–22) mm
    • Länge der Kronzipfel: 5–10 mm
    • Kelch (ohne Kelchzipfel; im Verhältnis zur Kronröhre): deutlich kürzer als Kronröhre (Krone weniger als doppelt so lang wie der Kelch); Kelchbuchten: meist ± abgerundet („obtuse sinuses“ gemäss Greimler et al. 2004), U-förmig
    • Kelchzipfel: alle gleich lang, schmal-lineal, alle ± gleich breit (meist etwas ungleich – recht grosse Variabilität), am Rand kaum umgerollt; (1,2–)1.5–2(–2.5) x so lang wie die Kelchröhre, aufrecht
    • Rand der Kelchzipfel: am Rand papillös-rau, Greimler et al. 2004: kurze, konische (= kegelförmige) Papillen (bei Herbarbelegen: kurz dreieckig), ähnlich germanica; leicht gegen die Spitze des Kelchblattzipfels hin zeigend

    Valsot (GR), 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Valsot (GR), 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Kelchbucht. Valsot (GR), 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Valsot (GR), 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Blütenstand. Valsot (GR), 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Spitze eines Kelchzipfels. Valsot (GR), 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Rand der Kelchzipfel papillös-rau. Valsot (GR), 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Rand mit kurzen, konischen (= kegelförmigen) Papillen. Valsot (GR), 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Valsot (GR), 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

  • Früchte

    • Fruchtknoten: Gynophor nicht (Flora Vegetativa: kaum) gestielt, selten max. 1–2 mm. Generell sollte er bei amarella (wie auch bei engadinensis) fehlend bis sehr kurz sein, aber Greimler et al. 2004 führen aus, dass bei fast allen Taxa eine hohe Variationsbreite bei der Länge des Gynophors gefunden wurde! 
    • Erwähnt werden dort auch Hinweise auf Hybridisierungen: In einigen Fällen können ungewöhnliche Merkmale (als Bsp. wird das lange Gynophor in einer österreichischen Population von G. amarella angeführt) auf Hybridisierung deuten, z.B. mit der sympatrischen Gentiana germanica – das scheint nicht ungewöhnlich.

    Aufgeschnittene Blüte. Valsot (GR), 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Fruchtknoten sehr kurz gestielt, ... Valsot (GR), 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    ... oder ungestielt. Valsot (GR), 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Valsot (GR), 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

Vegetative Merkmale

  • Wuchsform

    • Aufrecht, einfach oder verzweigt, 2-jährig.

    Valsot (GR), 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Valsot (GR), 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Valsot (GR), 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Valsot (GR), 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

  • Stängel

    • (3–)5–30(–50) cm hoch
    • Anzahl Internodien: (3–)4–9(–12) (Flora Helvetica: 6–12)
    • Stängel rötlich, im Querschnitt 4-kantig
    • Terminales Internodium: nicht länger als 1/6 der Pflanzenlänge
  • Blätter

    • Laubblätter in grundständiger Rosette, wobei eine echte grundständige Rosette selten zu sehen ist (siehe Greimler & Jang 2003) – die Rosettenblätter des 1. Jahres sind meist schon verwelkt resp. nur selten zu sehen (etwa bei früh blühenden Exemplaren; schriftl. Mitteilung J. Greimler). Blätter am Stängel kreuzgegenständig am Stängel verteilt, eiförmig bis linealisch-lanzettlich mit spitzem bis ± stumpfem oberen Ende (in der Flora Helvetica steht: immer spitz)
    • Länge der Stängelblätter: 1–2 cm, selten 3 cm
    • Grundständige Blätter (soweit sichtbar) spatelig, mit stumpfem Ende
    • Blattrand: unten glatt / oben rau (od. alle glattrandig)
    • Keimblätter zur Blütezeit vergangen

Lebensraum

  • ...

    Standort gemäss Literatur: bei Gentiana amarella handelt es sich um eine subboreal-boreale Art und ist wohl als Relikt zu betrachten (schriftl. Mitteilung J. Greimler). Die Standorte sind Magerwiesen, wechselfeuchte Moorwiesen, Feuchtwiesen (z. B. Molinion), Flachmoore, Rasen, Weiden, Gipshänge (siehe auch Rothmaler (Krit.) 9. Auflage 2002). Der Untergrund ist kalkreich; bevorzugt werden trockene, sandige oder kalkhaltige Böden sowie wechselfeuchte Torf oder Mergelböden.

    Der Standort vom 30.8.2024 im Unterengadin weicht stark hiervon ab: es war eine lichte, grasige Stelle in einem steilen Nadel-Wald. Eventuell kann man an solchen Orten den ursprünglichen Standort verorten!? Der geologische Untergrund dort besteht aus Metagranitoiden, etwas weiter oben hat es Amphibolite, und noch weiter oben Dolomit: Meines Erachtens sind die Standortangaben zu dieser Art zu überdenken; dafür müsste man allerdings die Verbreitung dieser in der Schweiz extrem seltenen Art besser kennen!

    Valsot (GR), 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Valsot (GR), 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

Verbreitung

Montan-subalpin, Unterengadin und Val Müstair, bis 1750 m.
Gemäss einer schriftlichen Mitteilung von J. Greimler treten alle Kranzenziane der Alpen (ausser Gentiana ramosa) auch in den zentralen Silikatalpen über basenreicheren Substraten auf.

Verbreitungskarte auf POWO.

Weiterführende Literatur, websites

Eggenberg, S., Bornand, C., Juillerat, P., Jutzi, M., Möhl, A., Nyffeler, R. und Santiago, H. (2022) Flora Helvetica: Exkursionsflora, 2. Auflage. Haupt Verlag, Bern.

Eggenberg, S. und Möhl, A. (2007) Flora Vegetativa. Ein Bestimmungsbuch für Pflanzen der Schweiz im Blütenlosen Zustand. Haupt Verlag, Bern.

Exkursionsflora von Deutschland, Band 4, Gefäßpflanzen (2002): Kritischer Band. Begründet von Prof. Dr. Werner Rothmaler. 9. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin

Fischer, M. A., Oswald, K. und Adler, W. (2008) Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3. Auflage. Linz.
zobodat.at (pdf)

Greimler, J., Hermanovski, B. und Jang, C.-G. (2004) A re-evaluation of morphological characters in European Gentianella section Gentianella (Gentianaceae). Plant Systematics and Evolution 248, 143–169.
DOI: 10.1007/s00606-004-0171-x
researchgate.net

Greimler, J. und Jang, C.-G. (2003) Gentianella sect. Gentianella (Gentianaceae) in den Ostalpen. Mit einem illustrierten Bestimmungsschlüssel. Neilreichia 2–3, 209–234.
zobodat.at

Greimler, J., Park, J.-M. und Schneeweiss, H. (2011) Gentianella (Gentianaceae): A model taxon for evolution in the Alps. Taxon 60/2, 427–435.
DOI: 10.1002/tax.602012
researchgate.net

Jang, C.-G., Müllner, A. N. und Greimler, J. (2005) Conflicting patterns of genetic and morphological variation in European Gentianella section Gentianella. Botanical Journal of the Linnean Society 148, 175–187.
doi:10.1111/j.1095-8339.2005.00406.x
sci-hub.ru

Lenzin, H. und Heitz, A. (2022) Binz - Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz, mit Berücksichtigung einiger Grenzgebiete. 20. Auflage. Basel.


infoflora.ch

flora-germanica.de

uksouthwest.net

botany.cz

Autor*in: Stefanie Jacomet
Stand: 5. Juni 2025