Morphologie

Generative Merkmale

  • Sori

    • Sori rund.
    • Schleier kaputzenförmig, auf einer Seite unterhalb der Sporangien angewachsen, zuerst die Sporangien vollständig bedeckend, bald schrumpfend und kaum oder nicht mehr zu sehen, Sori dann scheinbar ohne Schleier (Gattungsmerkmal).

    Hub bei Krauchthal (BE), 23.5.2018 (francoisealsaker)

Vegetative Merkmale

  • Wuchsform

    • Pflanze ausdauernd, in lockeren bis relativ dichten Rosetten wachsend.
    • Praktisch kahl, sehr spärlich drüsig oder v.a. die jungen Wedel mit zerstreuten Spreuschuppen besetzt.

    16.7.2018 (francoisealsaker)

    14.8.2018 (francoisealsaker)

    Bern, 4.4.2017 (Muriel Bendel)

    Schwarzwasser (BE), 11.5.2014 (wolfgang bischoff)

    Zirkelsgraben (FR), 13.4.2014 (Muriel Bendel)

    Ried-Brig (VS), 17.6.2023 (Muriel Bendel)

    Herbstfärbung. Kandersteg (BE), 28.9.2021 (francoisealsaker)

    Auf einem alten Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) wachsend. Griesalp (BE), 30.5.2025 (Muriel Bendel)

  • Wedel

    • Wedel ausgesprochen vielgestaltig; sommergrün, gestielt. 
    • Blattstiel grün und nur am Grund braun bis vollständig braun.
    • Blattspindel grün, manchmal im unteren Teil wie der Blattstiel ebenfalls braun. 
    • Blattspreite oval-lanzettlich, meist länger als der Stiel, 2- oder 3-fach gefiedert, Nerven der Fiedern resp. Abschnitte meist in die Spitzen der Blattzähne auslaufend.
    • Blattzähne stumpf, ohne aufgesetzte Spitzen.

    Hub bei Krauchthal (BE), 12.7.2020 (francoisealsaker)

    Zirkelsgraben (FR), 13.4.2014 (Muriel Bendel)

    Waldenburg (BL), 18.6.2015 (Muriel Bendel)

    Blattstiel dunkelbraun. Sulwald (BE), 10.7.2022 (Muriel Bendel)

    Blattstiel dunkelbraun. Sulwald (BE), 10.7.2022 (Muriel Bendel)

Lebensraum

Auf kalkreichen bis kalkarmen, meist feuchten Böden in (halb-)schattigen Lagen; Mauer- und Felsspalten, Blockhalden.

Systematik

  • Schwierige, noch nicht gelöste Artengruppe. 
  • Chromosomenzahlen: 2n = 168, 252, 336, tetra-, hexa-, oktoploid

Mögliche Verwechslung

Die Blattspreite des Zierlichen Wimperfarns (Woodsia pulchella) ist 1-fach gefiedert und zerstreut drüsig (v.a. auf der Blattspindel und der Unterseite der Fiedern → Lupenmerkmal). Der Blattstiel des Zierlichen Wimperfarns ist ± in der Mitte verdickt und die Schleier sind in haarförmige Fransen aufgelöst (Gattungsmerkmale Woodsia/Wimperfarn). 

Autor*in: Muriel Bendel
Stand: 9. Februar 2023

Forum

Diskussionen der Community

Bestimmung

Heute habe ich einige Blasenfarne gefunden. Nach meiner Einschätzung (ich bin Farn-Anfängerin) handelt es sich dabei um Cystopteris alpina mit eindeutig stumpfen Zähnen und den Nerven, die zwischen ihnen enden. Insgesamt fand ich 5 Pflanzen. Doch Infoflora gibt an, dass diese Art bei uns im Baselland gar nicht vorkommt. Cystopteris fragilis würde es hier geben. Kann es sein, dass ich mich irre mit der Bestimmung?

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Farnpirsch im Berner Oberland

Eine Mischung aus Info Flora Missionen, Flora-Patenschaften des Kantons Bern und frisch-von-der-Leber-weg-Blüemele führte vor zwei Tagen zwischen Kandersteg, Sunnbüel und Gasterntal zu unzähligen wunderbaren Beobachtungen. 

Im Zentrum der Expedition standen die Farne: Nicht jede Schatzsuche verlief erfolgreich (Woodsia alpina beispielsweise blieb trotz Hoch- und Runterkraxeln auf Silikatblockschutthalden unauffindbar) – aber bei einigen Angaben war unsere Suche von Erfolg gekrönt. 

Der klare Star des Tages: Der Zierliche Wimperfarn (Woodsia pulchella).
Diese Art wächst im abgesuchten Gebiet nicht nur in halbschattigen Kalkfelsritzen, sondern auch auf moosigen, schattigeren Standorten.
Für die Bestimmung wichtig: Der Schleier ist in haarförmige Fransen aufgelöst; der fast bis zum Grund grüne Blattstiel besitzt über dem Grund eine kleine, knotige Verdickung (Sollbruchstelle), die kaum sichtbar, aber beim vorsichtigen Drüberstreichen spürbar ist. Und die Wedel sind mehr oder weniger dicht mit Drüsenhaaren besetzt. 

Grösste Verwechslungsgefahr: Der Verwandlungskünstler namens Zerbrechlicher Blasenfarn (Cystopteris fragilis aggr.), der manchmal deutlich anders als Woodsia pulchella ausschaut, manchmal aber auch verblüffend ähnlich. 

Unten ein paar Fotos des unauffälligen Stars, des Doppelgängers Cystopteris fragilis aggr. – und von weiteren Farnpflanzen, die den Wegrand säumten: 

  • Grünstieliger Streifenfarn (Asplenium viride): Blattspindel von A-Z grün, v.a. auf kalkreichen Böden wachsend.

  • Eichenfarn (Gymnocarpium dryopteris): Blattspreite breit 3-eckig, kahl; auf kalkarmen Böden wachsend.

  • Ruprechtsfarn (Gymnocarpium robertianum): Blattspreite breit 3-eckig, drüsig (am einfachsten die Blattspindel kontrollieren); auf kalkreichen Böden wachsend.

  • Berg-Blasenfarn (Cystopteris montana): Blattspreite breit 3-eckig, 3- bis 4-fach gefiedert; auf den ersten Blick an einen sehr fein gefiederten Gymnocarpium erinnernd. 

  • Gelappter Schildfarn (Polystichum aculeatum): Meist in schattigen Lagen wachsend - hier mitten in einer Geröllhalde. Blattspreite wintergrün, ledrig, nach unten allmählich verschmälert, doppelt gefiedert → innerstes, zur Blattspitze gerichtetes Fiederchen deutlich vergrössert.

  • Lanzenfarn (Polystichum lonchitis): Blattspreite einfach gefiedert, Fiedern asymmetrisch, Sori auf jeder Fieder in 2 Reihen angeordnet.

  • Bunter Schachtelhalm (Equisetum variegatum): Zähne der Blattscheiden mit einem deutlichen, breiten weissen Rand.

  • Dorniger Moosfarn (Selaginella selaginoides): Pflanzen unverzweigt, nur wenige cm hoch; Sporangien in den Blattwinkeln der oberen Sprossabschnitten: oben Mikrosporangien, unten Megasporangien (heterospor).

  • Wald-Bärlapp (Lycopodium annotinum = Spinulum annotinum): mit Ausläufern und endständigen Sporangienähren, Sprosse gegliedert ("Jahrestriebe" bildend).

  • Tannenbärlapp (Huperzia selago): Sprosse 2- bis 4-mal gabelig verzweigt, in Büscheln wachsend (ohne Ausläufer), mit Brutknospen; Sporangien alle gleich (isospor), in den Blattwinkeln der oberen Sprossabschnitte (nicht in endständigen Sporangienähren).

  • Natürlich kein echter Doppelgänger - aber manchmal kann die Schnee-Heide (Erica carnea) von Weitem aussehen wie ein locker wachsennder Huperzia selago...
    Die quirlständigen Blätter der Schnee-Heide (Erica carnea) sind sehr kurz gestielt, der Blattstiel liegt dem Stängel an. 

  • Nordischer Streifenfarn (Asplenium septentrionale): Blattspreite etwas grasartig aussehend, an der Spitze unregelmässig gabelig in 2 bis 5 sehr schmale Abschnitte geteilt; auf sauren Böden wachsend.

  • Gemeiner Tüpfelfarn (Polypodium vulgare): Blattspreite fiederschnittig, 3,5–5-mal so lang wie breit.
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Zerbrechlicher Blasenfarn?

Vorder- und Rückansicht von einem Farn auf 1700 m ü.M. auf Kalk in einem Höhleneingang, Gemd. Lungern OW.

Ist es aufgrund der Fotos anzunehmen, dass es Cystoperis fragilis aggr. ist? Der Braune Stengel passt nicht ganz so ins Bild - ist das allenfalls eine Herbsterscheinung? 

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