• Eudicotyledonae
  • Orobanchaceae
  • Melampyrum
  • Melampyrum sylvaticum

Melampyrum sylvaticum

Wald-Wachtelweizen

Morphologie

Generative Merkmale

  • Blüten

    • Blüten sitzend, einzeln in den Achseln von Tragblättern; am Ende der Triebe sehr lockere, einseitswendige Blütenstände bildend.
    • Tragblätter meist ganzrandig, selten am Grund mit wenigen Zähnen; flach, grün.
    • Tragblätter ohne Nektarien.
    • Kelch glocken- oder röhrenförmig, 4-teilig, meist mit dunkelroten bis violetten Flecken.
    • Kelchzähne 4, dreieckig, alle ± gleich lang, zur Blütezeit meist abgespreizt, ± so lang wie die Kronröhre.
    • Krone 6–10 mm lang, goldgelb, selten weisslich bis rosa, v.a. am Ende der Blütezeit manchmal orange; kurz behaart, zu einer Röhre verwachsen; mit helmförmiger, am Rand dicht behaarter Oberlippe und flacher Unterlippe; im Schlund meist mit dunklen Flecken (Saftmalen).
    • Staubblätter 4, in der Oberlippe verborgen; Staubbeutel behaart, oben abgerundet, am Grund in eine lange Spitze auslaufend.
    • Fruchtknoten oberständig.

    Blütenknospe. Ried Brig (VS), 17.6.2023 (Muriel Bendel)

    Sörenberg Habchegg (LU), 18.7.2022 (Muriel Bendel)

    Gasterntal (BE), 22.7.2013 (francoisealsaker)

    Moosalp (VS), 6.7.2023 (Muriel Bendel)

    Männlichen Brandswald (BE), 11.7.2023 (Muriel Bendel)

    Tragblatt ohne extraflorale Nektarien. Sörenberg Habchegg (LU), 18.7.2022 (Muriel Bendel)

  • Früchte

    • Kapsel 2-fächrig, in jedem Fächer mit 1–2 Samen.
    • Samen mit Anhängsel (Elaiosom → Ameisen-Ausbreitung).

Vegetative Merkmale

  • Wuchsform, Stängel

    • Pflanze einjährig, 8–15(–20) cm hoch.
    • Stängel einfach oder verzweigt, 4-kantig, auf 2 gegenüberliegenden Seiten kurz und kraus behaart.
    • Wurzel-Halbparasit.

    Sunnbüel (BE), 28.7.2015 (francoisealsaker)

    Binntal (VS), 5.6.2016 (Muriel Bendel)

    Chasseral (BE), 10.6.2011 (wolfgang bischoff)

    Geschinen (VS), 30.7.2012 (Muriel Bendel)

    26.7.2017 (francoisealsaker)

    Wald-Wachtelweizen (M. sylvaticum) links; Wiesen-Wachtelweizen (M. pratense) rechts. Zeneggen (VS), 6.7.2023 (Muriel Bendel)

    Stängel auf 2 Seiten behaart. Sörenberg Habchegg (LU), 18.7.2022 (Muriel Bendel)

    Stängel auf 2 gegenüberliegenden Seiten behaart. Ried Brig (VS), 17.6.2023 (Muriel Bendel)

  • Blätter

    • Blätter gegenständig, sitzend oder kurz gestielt.
    • Blattspreite (schmal-)lanzettlich, grösste Breite in der unteren Hälfte, in eine lang ausgezogene Spitze auslaufend, ganzrandig. 

Wirtspflanzen

Weber (1976) gibt als Wirtspflanzen für den Wald-Wachtelweizen (Melampyrum sylvaticum) folgende Arten an: 

Nach Hartl (1974) konnten bis dato am natürlichen Standort nur die Fichte (Picea abies) und die Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) als Wirtspflanzen festgestellt werden.

Bei Kulturversuchen konnte der Wald-Wachtelweizen (Melampyrum sylvaticum) aber auf unterschiedlichen Pflanzen gezogen werden. 


Gutes Gedeihen des Schmarotzers war auf folgenden Arten zu beobachten:

Als weniger gute Wirtspflanzen zeigten sich

  • Larix dahurica
  • Schwarz-Föhre (Pinus nigra)
  • Schneeheide (Erica carnea)
  • Hain-Rispengras (Poa nemoralis)
  • Blaues Pfeifengras (Molinia caerulea)

Unklare Kulturversuche ergaben sich mit

Nicht besiedelt wurden

  • Trauben-Eiche (Quercus petraea)
  • Hänge-Birke (Betula pendula)
  • Rosmarin-Weide (Salix rosmarinifolia)
  • Berg-Föhre (Pinus mugo)
  • Etliche Gräser
  • Alle geprüften einjährigen Arten

Mögliche Verwechslung

Der Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum pratense) zeichnet sich durch grössere (12–20 mm lange), meist hellgelbe Kronen ohne Saftmale und im Vergleich zur Kronröhre kürzere Kelchblätter aus; die oberen Tragblätter sind am Grund meist gezähnt, die Tragblätter besitzen auf der Unterseite meist wenige unscheinbare, grüne, punktförmige extraflorale Nektarien.

Weiterführende Literatur

Dalrymple, S.E. 2007: Biological Flora of the British Isles: Melampyrum sylvaticum L. Journal of Ecology, 95: 583–597
researchgate.net

Hartl, D., 1974: Melampyrum. In Hegi, G.: Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Band 6, Teil 1. Verlag Paul Parey

Weber, H.C. 1976: Über Wirtspflanzen und Parasitismus einiger mitteleuropäischer Rhinanthoideae (Scrophulariaceae). Plant Syst. Evol. 125: 97–107
pdf

Autor*in: Muriel Bendel
Stand: 21. Dezember 2023

Forum

Diskussionen der Community

Eine pingelige Sache: extraflorale Nektarien bei Wachtelweizen-Arten

Auf winzige Pünktchen kommt es an: Mehrere Wachtelweizen-(Melampyrum-)Arten bilden auf ihren Tragblättern im Blütenstand kleine, punktförmige Drüsen, die eine zuckerhaltige Flüssigkeit absondern. Da dieser Nektar nicht in den Blüten gebildet wird, spricht man von sog. "extrafloralen" Nektarien (extra- für "ausserhalb von" und floral für "Blüte").

Am besten sind diese Pünktchen auf den Tragblättern des Acker-Wachtelweizens (Melampyrum arvense) zu sehen: Die Nektarien sind dunkel und zahlreich – und werden gerne von Ameisen besucht, die vom süssen Nektar naschen.

Der Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum pratense) hingegen scheint mit seinen extrafloralen Nektarien sehr spärlich umzugehen und bildet nur 1–3 gut getarnte, farblose bis grünliche Drüsen pro Tragblatt. 

Infos zur Gattung Wachtelweizen und zu allen fünf Arten im Wiki.

Bei anderen Pflanzenarten sind die extrafloralen Nektarien auffälliger (und vermutlich bekannter), z.B. bei

Unten ein paar Fotos dazu.

zur Diskussion