Morphologie

Generative Merkmale

  • Blüte

    • Einseitswendige, sehr lockere, nickende Traube (sehr selten eine wenig verzweigte Rispe).
    • Ährchen mit 2 fertilen Blüten, dritte Blüte zu einem Elaiosom umgebildet.
    • Ährchenstiel direkt unterhalb der Blüte dicht und kurz behaart.

    Noch geschlossene Ährchen. Tête Plumée, Neuchâtel (NE), 1.4.2025 (Muriel Bendel)

    Gorge de Covatanne (VD), 3.6.2023 (Muriel Bendel)

    Belper Giessen (BE), 21.4.2025 (Muriel Bendel)

    Aarberg (BE), 10.6.2023 (Muriel Bendel)

    Schosshaldenwald, Bern (BE), 21.4.2025 (Muriel Bendel)

    Weisses Elaiosom in der obersten Blüte des Ährchens. Chutzeflue (SO), 29.5.2023 (Muriel Bendel)

    Lopper (NW), 30.6.2025 (Muriel Bendel)

    22.5.2016 (francoisealsaker)

    Aarberg (BE), 10.6.2023 (Muriel Bendel)

    Lopper (NW), 26.4.2025 (Muriel Bendel)

    Schosshaldenwald, Bern (BE), 4.7.2025 (Muriel Bendel)

Vegetative Merkmale

  • Wuchsform, Stängel

    • Pflanze ausdauernd, mit Ausläufern → lockere Rasen bildend.
    • Stängel aufrecht, im oberen Teil meist nickend. 

    Schosshaldenwald, Bern (BE), 21.4.2025 (Muriel Bendel)

  • Blätter

    • Unterste Blattscheiden dunkelrot bis violett überlaufen.
    • Blatt in der Knospenlage gerollt.
    • Blattscheide mit 2 geflügelten Längsleisten → Test: zwischen den Fingern drehen.
    • Oberstes Blatthäutchen sehr kurz (0,5 mm lang).

    Chutzeflue (SO), 29.5.2023 (Muriel Bendel)

    Blattscheide bis hoch hinauf geschlossen. Tête Plumée, Neuchâtel (NE), 1.4.2025 (Muriel Bendel)

    Grandval (BE), 25.6.2023 (Muriel Bendel)

    Blatthäutchen sehr kurz. Tête Plumée, Neuchâtel (NE), 1.4.2025 (Muriel Bendel)

    Unterste Blattscheiden dunkelrot bis violett überlaufen. Tête Plumée, Neuchâtel (NE), 1.4.2025 (Muriel Bendel)

Lebensraum

Meist auf frischen, kalkhaltigen Böden; Wälder, Wegböschungen, Krautsäume.

Mögliche Verwechslung

Beim Einblütigen Perlgras (Melica uniflora) besteht das Ährchen aus 1 fertilen und 1 sterilen (zu einem Elaiosom umgebildeten) Blüte; gegenüber dem Blatthäutchen befindet sich ein rund 4 mm langes, zugespitztes Anhängsel.

Autor*in: Muriel Bendel
Stand: 1. April 2025

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26. April 2025: Expedition an den Lopper

Liebe Botanikinteressierte

Gerne laden wir euch zur Expedition von Daniel Hepenstrick ein!

Der Begriff "Expedition" bezeichnet eine Exkursion in ein Gebiet, das auch der Exkursionsleitung noch nicht bekannt ist. Das gemeinsame Abenteuer soll die Vernetzung unter Botanikinteressierten fördern und Spass machen. Die Expedition ist offen für alle, gratis und jede Person ist am Expeditionstag auf eigene Verantwortung unterwegs. Diesmal wird der Lopper erkundet. Der schroffe zwischen Vierwaldstätter- und Alpnachersee gelegene Kalkhügel lockt mit einem vielversprechenden Mosaik aus Buchen-, Eichen-, Föhren- und Lindenwäldern. Die Expedition ist diesmal auch Teil des Exkursionsprogramms der Zürcherischen Botanischen Gesellschaft.

Datum: Samstag, 26. April 2025.
Anreise (z. B.): 09:10 ab Zürich HB, 09:57 ab Luzern, 10:13 an Stansstad
Treffpunkt: 10:15 auf dem Platz vor dem Bahnhof Stansstad.

Route: Die Expedition startet botanisch langweilig. Der Autobahn entlang, dann unten durch und 1 km auf dem Ufersteg. Diese weitgehend horizontale Strecke bietet Raum, um sich gegenseitig kennenzulernen. Nach einem ersten Abzweiger in trockenen Turinermeister-Lindenmischwald kehren wir auf den Uferweg zurück und spazieren nochmals knapp 1 km westwärts. Schliesslich verlassen wir die Lopperstrasse und erkunden die Flora an einer südexponierte Kalkfelsplatte. In gemächlicher Steigung geht es dann auf einem Schottersträsschen durch verschiedene Waldgesellschaften wieder ostwärts. Die frühlingshafte Saumvegetation der Wegböschungen wird wohl noch nicht in voller Blüte sein, dafür das eine oder andere vegetative Rätsel bieten. Auf 557 m ü. M. verabschieden sich allfällige sportlich ambitionierte Expeditionsteilnehmende über den Loppergrat Richtung Hergiswil. Der Rest der Gruppe wandert botanisch hoffnungsvoll in Richtung der prähistorischen Lopperburg weiter und steigt schliesslich durch eine Trockenwiese nationaler Bedeutung im Getöse der Autobahn ab und kehrt nach Stansstad zurück. Je nach Gruppendynamik und Gewächs am Wegrand werden wir schneller oder langsamer unterwegs sein. Picknick an einem schönen Plätzchen. Rückreise individuell.

Anmeldung: https://nuudel.digitalcourage.de/BnGIPGNpBJCNFQ8c

Wir freuen uns auf das Abenteuer und eure Teilnahme!

Beste Grüsse
Simon Gysi

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Ameisen als Perlgras-Trägerinnen

Die Perlgräser (Melica) setzen bei der Ausbreitung ihrer Samen auf Ameisen. Als "Lohn" für den Transport bieten die Perlgräser kleine, weissliche, schmackhafte Häppchen an, die sog. Elaiosome.
Das Elaiosom entspricht jeweils der obersten sterilen Blüte im Ährchen. 

Infos im Wiki
Nickendes Perlgras (Melica nutans)
Einblütiges Perlgras (Melica uniflora)

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Farnpirsch im Berner Oberland

Eine Mischung aus Info Flora Missionen, Flora-Patenschaften des Kantons Bern und frisch-von-der-Leber-weg-Blüemele führte vor zwei Tagen zwischen Kandersteg, Sunnbüel und Gasterntal zu unzähligen wunderbaren Beobachtungen. 

Im Zentrum der Expedition standen die Farne: Nicht jede Schatzsuche verlief erfolgreich (Woodsia alpina beispielsweise blieb trotz Hoch- und Runterkraxeln auf Silikatblockschutthalden unauffindbar) – aber bei einigen Angaben war unsere Suche von Erfolg gekrönt. 

Der klare Star des Tages: Der Zierliche Wimperfarn (Woodsia pulchella).
Diese Art wächst im abgesuchten Gebiet nicht nur in halbschattigen Kalkfelsritzen, sondern auch auf moosigen, schattigeren Standorten.
Für die Bestimmung wichtig: Der Schleier ist in haarförmige Fransen aufgelöst; der fast bis zum Grund grüne Blattstiel besitzt über dem Grund eine kleine, knotige Verdickung (Sollbruchstelle), die kaum sichtbar, aber beim vorsichtigen Drüberstreichen spürbar ist. Und die Wedel sind mehr oder weniger dicht mit Drüsenhaaren besetzt. 

Grösste Verwechslungsgefahr: Der Verwandlungskünstler namens Zerbrechlicher Blasenfarn (Cystopteris fragilis aggr.), der manchmal deutlich anders als Woodsia pulchella ausschaut, manchmal aber auch verblüffend ähnlich. 

Unten ein paar Fotos des unauffälligen Stars, des Doppelgängers Cystopteris fragilis aggr. – und von weiteren Farnpflanzen, die den Wegrand säumten: 

  • Grünstieliger Streifenfarn (Asplenium viride): Blattspindel von A-Z grün, v.a. auf kalkreichen Böden wachsend.

  • Eichenfarn (Gymnocarpium dryopteris): Blattspreite breit 3-eckig, kahl; auf kalkarmen Böden wachsend.

  • Ruprechtsfarn (Gymnocarpium robertianum): Blattspreite breit 3-eckig, drüsig (am einfachsten die Blattspindel kontrollieren); auf kalkreichen Böden wachsend.

  • Berg-Blasenfarn (Cystopteris montana): Blattspreite breit 3-eckig, 3- bis 4-fach gefiedert; auf den ersten Blick an einen sehr fein gefiederten Gymnocarpium erinnernd. 

  • Gelappter Schildfarn (Polystichum aculeatum): Meist in schattigen Lagen wachsend - hier mitten in einer Geröllhalde. Blattspreite wintergrün, ledrig, nach unten allmählich verschmälert, doppelt gefiedert → innerstes, zur Blattspitze gerichtetes Fiederchen deutlich vergrössert.

  • Lanzenfarn (Polystichum lonchitis): Blattspreite einfach gefiedert, Fiedern asymmetrisch, Sori auf jeder Fieder in 2 Reihen angeordnet.

  • Bunter Schachtelhalm (Equisetum variegatum): Zähne der Blattscheiden mit einem deutlichen, breiten weissen Rand.

  • Dorniger Moosfarn (Selaginella selaginoides): Pflanzen unverzweigt, nur wenige cm hoch; Sporangien in den Blattwinkeln der oberen Sprossabschnitten: oben Mikrosporangien, unten Megasporangien (heterospor).

  • Wald-Bärlapp (Lycopodium annotinum = Spinulum annotinum): mit Ausläufern und endständigen Sporangienähren, Sprosse gegliedert ("Jahrestriebe" bildend).

  • Tannenbärlapp (Huperzia selago): Sprosse 2- bis 4-mal gabelig verzweigt, in Büscheln wachsend (ohne Ausläufer), mit Brutknospen; Sporangien alle gleich (isospor), in den Blattwinkeln der oberen Sprossabschnitte (nicht in endständigen Sporangienähren).

  • Natürlich kein echter Doppelgänger - aber manchmal kann die Schnee-Heide (Erica carnea) von Weitem aussehen wie ein locker wachsennder Huperzia selago...
    Die quirlständigen Blätter der Schnee-Heide (Erica carnea) sind sehr kurz gestielt, der Blattstiel liegt dem Stängel an. 

  • Nordischer Streifenfarn (Asplenium septentrionale): Blattspreite etwas grasartig aussehend, an der Spitze unregelmässig gabelig in 2 bis 5 sehr schmale Abschnitte geteilt; auf sauren Böden wachsend.

  • Gemeiner Tüpfelfarn (Polypodium vulgare): Blattspreite fiederschnittig, 3,5–5-mal so lang wie breit.
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