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Gymnocarpium dryopteris

Gymnocarpe glabre

(Hub b. Krauchthal (BE), 9.5.2020; francoisealsaker)

Morphologie

Generative Merkmale

  • Sori

    • Rund, nahe am Rand der Abschnitte.
    • Ohne Schleier.

    Gasterntal (BE), 29.6.2018 (francoisealsaker)

    Gasterntal (BE), 10.7.2019 (francoisealsaker)

    Gasterntal (BE), 10.7.2019 (francoisealsaker)

Vegetative Merkmale

  • Wuchsform

    • Pflanze ausdauernd, locker rasig wachsend.
    • Blattstiel, Blatt-, Fiederspindel und Blattspreite kahl oder selten mit sehr wenigen Drüsen.

    29.6.2018 (francoisealsaker)

    Rasig wachsend. Köniz (BE), 18.5.2023 (Muriel Bendel)

  • Wedel

    • Wedel sommergrün, 15–30(–40) cm lang, gestielt. 
    • Blattspreite 10–15(–20) cm lang, breit dreieckig (d.h. ein ± gleichseitiges Dreieck bildend).
    • Unterstes Fiederpaar deutlich grösser als die oberen Fiederpaare, 2-fach gefiedert mit fiederschnittigen Fiederchen; obere Fiederpaare meist nur 1-fach gefiedert mit fiederschnittigen Fiedern.
    • Blattnerven bis zum Rand oder bei stumpfen Zähnen bis in deren Spitzen führend.

    Hub b. Krauchthal (BE), 23.5.2018 (francoisealsaker)

    Kandersteg (BE), 3.8.2016 (francoisealsaker)

    Frasco (TI), 30.9.2016 (Muriel Bendel)

    Hub b. Krauchthal (BE), 23.5.2018 (francoisealsaker)

    Unterste Fieder. 31.5.2018 (francoisealsaker)

    Herbstfärbung. Ausserbinn (VS), 27.10.2019 (Muriel Bendel)

Lebensraum

Auf kalkarmen, steinigen Böden; Wälder. 

Mögliche Verwechslung

Der Ruprechtsfarn (Gymnocarpium robertianum) hat stark drüsige Blattstiele, Blatt- und Fiederspindeln sowie Blattspreiten. 

Die Blattspreite des seltenen Berg-Blasenfarns (Cystopteris montana) ist 3- oder 4-fach gefiedert, die Blattnerven führen bis in die Buchten der ausgerandeten Zähne und die ei- oder kaputzenförmigen Schleier schrumpfen bald.

Autor*in: Muriel Bendel
Stand: 4. Dezember 2022

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Diskussionen der Community

Farnpirsch im Berner Oberland

Eine Mischung aus Info Flora Missionen, Flora-Patenschaften des Kantons Bern und frisch-von-der-Leber-weg-Blüemele führte vor zwei Tagen zwischen Kandersteg, Sunnbüel und Gasterntal zu unzähligen wunderbaren Beobachtungen. 

Im Zentrum der Expedition standen die Farne: Nicht jede Schatzsuche verlief erfolgreich (Woodsia alpina beispielsweise blieb trotz Hoch- und Runterkraxeln auf Silikatblockschutthalden unauffindbar) – aber bei einigen Angaben war unsere Suche von Erfolg gekrönt. 

Der klare Star des Tages: Der Zierliche Wimperfarn (Woodsia pulchella).
Diese Art wächst im abgesuchten Gebiet nicht nur in halbschattigen Kalkfelsritzen, sondern auch auf moosigen, schattigeren Standorten.
Für die Bestimmung wichtig: Der Schleier ist in haarförmige Fransen aufgelöst; der fast bis zum Grund grüne Blattstiel besitzt über dem Grund eine kleine, knotige Verdickung (Sollbruchstelle), die kaum sichtbar, aber beim vorsichtigen Drüberstreichen spürbar ist. Und die Wedel sind mehr oder weniger dicht mit Drüsenhaaren besetzt. 

Grösste Verwechslungsgefahr: Der Verwandlungskünstler namens Zerbrechlicher Blasenfarn (Cystopteris fragilis aggr.), der manchmal deutlich anders als Woodsia pulchella ausschaut, manchmal aber auch verblüffend ähnlich. 

Unten ein paar Fotos des unauffälligen Stars, des Doppelgängers Cystopteris fragilis aggr. – und von weiteren Farnpflanzen, die den Wegrand säumten: 

  • Grünstieliger Streifenfarn (Asplenium viride): Blattspindel von A-Z grün, v.a. auf kalkreichen Böden wachsend.

  • Eichenfarn (Gymnocarpium dryopteris): Blattspreite breit 3-eckig, kahl; auf kalkarmen Böden wachsend.

  • Ruprechtsfarn (Gymnocarpium robertianum): Blattspreite breit 3-eckig, drüsig (am einfachsten die Blattspindel kontrollieren); auf kalkreichen Böden wachsend.

  • Berg-Blasenfarn (Cystopteris montana): Blattspreite breit 3-eckig, 3- bis 4-fach gefiedert; auf den ersten Blick an einen sehr fein gefiederten Gymnocarpium erinnernd. 

  • Gelappter Schildfarn (Polystichum aculeatum): Meist in schattigen Lagen wachsend - hier mitten in einer Geröllhalde. Blattspreite wintergrün, ledrig, nach unten allmählich verschmälert, doppelt gefiedert → innerstes, zur Blattspitze gerichtetes Fiederchen deutlich vergrössert.

  • Lanzenfarn (Polystichum lonchitis): Blattspreite einfach gefiedert, Fiedern asymmetrisch, Sori auf jeder Fieder in 2 Reihen angeordnet.

  • Bunter Schachtelhalm (Equisetum variegatum): Zähne der Blattscheiden mit einem deutlichen, breiten weissen Rand.

  • Dorniger Moosfarn (Selaginella selaginoides): Pflanzen unverzweigt, nur wenige cm hoch; Sporangien in den Blattwinkeln der oberen Sprossabschnitten: oben Mikrosporangien, unten Megasporangien (heterospor).

  • Wald-Bärlapp (Lycopodium annotinum = Spinulum annotinum): mit Ausläufern und endständigen Sporangienähren, Sprosse gegliedert ("Jahrestriebe" bildend).

  • Tannenbärlapp (Huperzia selago): Sprosse 2- bis 4-mal gabelig verzweigt, in Büscheln wachsend (ohne Ausläufer), mit Brutknospen; Sporangien alle gleich (isospor), in den Blattwinkeln der oberen Sprossabschnitte (nicht in endständigen Sporangienähren).

  • Natürlich kein echter Doppelgänger - aber manchmal kann die Schnee-Heide (Erica carnea) von Weitem aussehen wie ein locker wachsennder Huperzia selago...
    Die quirlständigen Blätter der Schnee-Heide (Erica carnea) sind sehr kurz gestielt, der Blattstiel liegt dem Stängel an. 

  • Nordischer Streifenfarn (Asplenium septentrionale): Blattspreite etwas grasartig aussehend, an der Spitze unregelmässig gabelig in 2 bis 5 sehr schmale Abschnitte geteilt; auf sauren Böden wachsend.

  • Gemeiner Tüpfelfarn (Polypodium vulgare): Blattspreite fiederschnittig, 3,5–5-mal so lang wie breit.
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Zeit für «weisse» Farne

Nach den ersten Frösten werden die Wedel von verschiedenen Farnen im Herbst zuerst weiss, hellbraun oder beige, bevor sie welken und braun werden. Mit ihren hellen Wedeln heben sie sich im Wald vor der grün-braunen Hintergrundkulisse deutlich ab.
Die helle Färbung der Wedel ist kein absolutes «Killer-Merkmal», aber sehr wohl ein «Soft-Merkmal», z.B. um in einem Meer aus Wurmfarnen (Dryopteris) einen einzelnen Bergfarn (Oreopteris limbosperma) zu erspähen (der sonst sehr gut als Echter Wurmfarn Dryopteris filix-mas durchgehen kann).

«Klassiker» für weisse Wedel sind der Wald-Frauenfarn (Athyrium filix-femina) und der Bergfarn (Oreopteris limbosperma). Aber auch der Buchenfarn (Phegopteris connectilis)Eichenfarn (Gymnocarpium dryopteris) und Adlerfarn (Pteridium aquilinum) haben im Herbst oft auffallend helle Wedel.
Bei anderen Gattungen/Arten wie bei den Wurmfarnen (Dryopteris) oder beim Sumpffarn (Thelypteris palustris) werden die Wedel im Herbst direkt braun, unabhängig von der Witterung.

Unten Fotos von hellen Wedeln des Wald-Frauenfarns (Athyrium filix-femina), heute bei Rüeggisberg (BE), und ältere Fotos des Bergfarns (Oreopteris limbosperma)und des Eichenfarns (Gymnocarpium dryopteris)

Habt ihr ähnliche Beobachtungen gemacht? Auch von anderen Arten? Bin gespannt und freue mich auf eine umfangreiche «Herbst-Wedel-Sammlung» :-)

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