• Systématique
  • Eudicotyledonae
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  • Gentiana
  • Gentiana aspera

Gentiana aspera

Gentiane rude

(Valsot (GR), 30.8.2024; Stefanie Jacomet)

Morphologie

Generative Merkmale

  • Blüten

    • Krone:
      • Blütengrösse: Grossblütig, Länge der Blüte (22–)25–35(–45) mm
      • Blütenfarbe: lila (bis selten weiss) (eigene Beobachtungen: manchmal auch ins bläuliche kippend)
      • Blütenform: breit-glockig
      • Kronzipfel: 5–10 mm breit, 10–15 mm lang
      • Kronröhre: kurz, max. 2-mal so lang wie breit (dies steht in der Flora Helvetica, auf den websites «Blumen in Schwaben» und dem NHM Wien (wobei bei letzterer steht: wenn getrocknet, flachgepresst); dem kann ich nicht ganz zustimmen, die Kronröhre war bei den von mir beobachteten Exemplaren oft länger).

    • Kelchblattzipfel:
      • Länge: siehe Bilder 1A, 1C, 4A: Kelchzipfel etwa so lang (oder etwas länger) wie die Kelchröhre; einzelne können länger als die Kronzipfel sein. Gemäss NHM Wien sind sie (1,1–)1,3–2,1(–2,6)-mal so lang wie die Kronröhre (bei den von mir beobachteten Exemplaren waren sie oft etwas gleich lang).
      • Form: Bild 5: sind zum Teil breit dreieckig und zum Teil ± schmal lanzettlich, d.h. 2(1–3) Kelchblattzipfel sind (etwas) breiter wie die anderen, und überlappen einander etwas, die anderen sind schmaler (lang-lineal und mehr als 2-mal so lang wie breit). Siehe Bilder 4A und 6A sowie die Abb. 2 in Greimler et al. 2004. Es gibt eine grosse Variabilität! Die Unterschiede sind allerdings nicht so extrem sind wie etwa bei der anisodonta-Gruppe.
      • Kelchbuchten: siehe (u.a.) Bild 5 sowie 6A und 6B: spitz
      • Rand der Kelchblattzipfel: sind etwas nach aussen umgerollt (Bilder 4A, 5, 6A);sie sind amRand UND auf der Mittelrippe(aussen: abaxial) mit langen, zylindrischen Papillen (die mind. 2-mal so lang wie breit sind) besetzt: siehe Bilder 7A–7C, 8A–8F (siehe vor allem auch die Schemata in Greimler et al. 2004, Abb. 4 und Abb. 7). Seltener kommt es vor, dass die Papillen auf der Mittelrippe fehlen (auf ein- und derselben Pflanze möglich): Bilder 9A und 9B. Dies steht auch in Greimler et al. 2004 und die Ränder können auch nur kurz-papillös sein, in Richtung germanica!
      • Spitze der Kelchblattzipfel: stumpf od. abgerundet (eigene Erfahrungen: recht spitz)

    4A: Blüten und Kelchformen, nähere Aufnahme eines Blütenstandes; man beachte die im Gegenlicht deutlich sichtbaren Papillen am Kelchzipfelrand. Magerrasen; Valsot (GR); 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    4B: Blüten und Kelchformen, nähere Aufnahme eines Blütenstandes; man beachte die im Gegenlicht deutlich sichtbaren Papillen am Kelchzipfelrand. Magerrasen; Valsot (GR); 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    5: Kelch, auseinandergenommen: Deutlich sichtbar sind die unterschiedlichen Formen der Kelchblattzipfel (die allerdings nicht so extrem sind wie etwa bei der anisodonta-Gruppe). Magerrasen; Valsot (GR); 1.9.2024 (Stefanie Jacomet)

    6A: Kelchblattzipfel mit deutlichen Papillen sowie Kelchbuchten. Magerrasen; Valsot (GR); 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    6B: Kelchblattzipfel mit deutlichen Papillen sowie Kelchbuchten. Magerrasen; Valsot (GR); 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    7A: Lang-zylindrische Papillen am Rand der Kelchblattzipfel (Digitalmikroskop); deutlich erkennbar sind auch die Papillen auf der Mittelrippe. Magerrasen; Valsot (GR); 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    7B: Detailaufnahme (Digitalmikroskop) der lang-zylindrischen Papillen am Rand der Kelchblattzipfel. Magerrasen; Valsot (GR); 1.9.2024 (Stefanie Jacomet)

    7C: Detailaufnahme (Digitalmikroskop) der lang-zylindrischen Papillen am Rand der Kelchblattzipfel. Magerrasen; Valsot (GR); 1.9.2024 (Stefanie Jacomet)

    8A: Detailaufnahme (Digitalmikroskop) der lang-zylindrischen Papillen am Rand der Kelchblattzipfel sowie der Papillen auf der Mittelrippe. Magerrasen; Valsot (GR); 1.9.2024 (Stefanie Jacomet)

    8B: Detailaufnahme (Digitalmikroskop) der Papillen auf der Mittelrippe (auch die randlichen sind sichtbar). Magerrasen; Valsot (GR); 1.9.2024 (Stefanie Jacomet)

    8C: Detailaufnahme (Digitalmikroskop) der Papillen auf der Mittelrippe (auch die randlichen sind sichtbar). Magerrasen; Valsot (GR); 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    8D: Detailaufnahme (Digitalmikroskop) der Papillen auf der Mittelrippe (auch die randlichen sind sichtbar). Magerrasen; Valsot (GR); 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    9A: Detailaufnahme (Digitalmikroskop) eines Kelchblattzipfels ohne Papillen auf der Mittelrippe (die randlichen sind sichtbar). Magerrasen; Valsot (GR); 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    9B: Detailaufnahme (Digitalmikroskop) eines Kelchblattzipfels ohne Papillen auf der Mittelrippe (die randlichen sind sichtbar). Magerrasen; Valsot (GR); 1.9.2024 (Stefanie Jacomet)

  • Früchte

    • Fruchtknoten:
      Das Gynophor ist deutlich gestielt, 1–6 mm lang (auf der website des NHM Wien steht: (0–)1–5(–7) mm), Bilder 10A–10C

    10A: Deutlich gestieltes Gynophor (Fruchtknoten). Magerrasen; Lavinar Val Zipla, Valsot (GR); 5.9.2023 (Stefanie Jacomet)

    10B: Deutlich gestieltes Gynophor (Fruchtknoten). Magerrasen; Valsot (GR); 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    10C: Deutlich gestieltes Gynophor (Fruchtknoten). Magerrasen; Valsot (GR); 1.9.2024 (Stefanie Jacomet)

Vegetative Merkmale

  • Wuchsform, Stängel

    • Lebensform: Pflanze 1- bis 2-jährig!
    • Stängel
      • Höhe: Ähnlich wie G. germanica (!), also eher gross: (3–)8–35(–30)(–53 cm) («Blumen in Schwaben» 8–35 cm; Infoflora nicht über 30 cm; NHM Wien: (3–)8–35(53) cm) – also sehr VARIABEL!
      • Anzahl Internodien: keine Angaben in der Literatur; eigene Beobachtungen: Variabel!

    1A: Habitus einer grossen, von unten her verzweigten Pflanze. Magerrasen; Lavinar Val Zipla, Valsot (GR); 5.9.2023 (Stefanie Jacomet)

    1B: Habitus einer grossen, von unten her verzweigten Pflanze, mit Massstab als Orientierungshilfe. Magerrasen; Valsot (GR); 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    1C: Habitus einer grossen, von unten her verzweigten Pflanze. Magerrasen; Valsot (GR); 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

  • Blätter

    • Mittlere Stängelblätter bis 3-mal so lang wie breit, spitz (bis abgerundet? siehe unten)
    • Grundblätter: abgerundet, verkehrt eiförmig bis spatelförmig (Bild 2D). Gemäss eigenen Erfahrungen: nur die untersten Blätter sind stumpf-spatelförmig, also abgerundet, alle anderen ± spitz (siehe Bild 2D), ähnlich wie bei G. germanica subsp. rhaetica, siehe dort.
    • Blattrand: kurz (ich finde: deutlich!) papillös bewimpert, siehe Bilder 3A–3D

    2A: Habitus einer kleineren, von unten her verzweigten Pflanze. Magerrasen; Valsot (GR); 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    2B: Habitus einer kleineren, von unten her verzweigten Pflanze, mit Massstab als Orientierungshilfe. Magerrasen; Valsot (GR); 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    2C: Habitus einer kleineren, von unten her verzweigten Pflanze, mit Massstab als Orientierungshilfe. Magerrasen; Valsot (GR); 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    2D: rechts: Herbarbeleg: Habitus einer kleineren, kaum von unten her verzweigten Pflanze, mit gut sichtbaren Blattformen: die untersten sind spatelförmig-stumpf, die oberen eiförmig-spitz. Magerrasen; Valsot (GR); 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    3A: Deutliche Papillen/Wimpern am Blattrand. Magerrasen; Valsot (GR); 1.9.2024 (Stefanie Jacomet)

    3B: Deutliche Papillen/Wimpern am Blattrand. Magerrasen; Valsot (GR); 1.9.2024 (Stefanie Jacomet)

    3C: Deutliche Papillen/Wimpern am Blattrand. Magerrasen; Valsot (GR); 1.9.2024 (Stefanie Jacomet)

    3D: Deutliche Papillen/Wimpern am Blattrand. Magerrasen; Valsot (GR); 1.9.2024 (Stefanie Jacomet)

Lebensraum

  • Standort

    … gemäss Literatur und eigenen Beobachtungen:
    steinige (etwas feuchte?) Magerrasen (Halbtrockenrasen, Kalktrockenrasen), kalkreich (Seslerion, Molinion, Elynion); meine Beobachtungen stammen von eher trockenen Magerrasen-Standorten: siehe Bilder 11A–11C

    11A: Standort von Gentiana aspera auf einem steilen, natürlichen Magerrasen im Lavinar Val Zipla. Valsot (GR); 5.9.2023 (Stefanie Jacomet)

    11B: Standort von Gentiana aspera auf einem steilen, natürlichen Magerrasen im Lavinar Val Zipla, etwas von näher. Valsot (GR); 5.9.2023 (Stefanie Jacomet)

    11C: Standort von Gentiana aspera auf einem wenig geneigten, steinigen Magerrasen. Bei Resgia Ramosch, Valsot (GR); 30.8.2024 (Stefanie Jacomet)

Verbreitung

Höhenlage
Montan–subalpin–alpin

Geografie
Österreich: Nördliche Kalkalpen und Hohe Tauern.
Schweiz: (ost)alpin.

Blütezeit

Juli–September (gemäss eigenen Erfahrungen eher spät)

Literatur, websites

Für Bilder und Beschreibungen konsultierte websites:

Blumen in Schwaben:
blumeninschwaben.de/Zweikeimblaettrige/Enziangewaechse/enz_papi.htm#Rauer%20Kranzenzian

Infoflora:
infoflora.ch/de/flora/gentiana-aspera.html

NHM Wien:
flora.nhm-wien.ac.at/Seiten-Arten/Gentianella-aspera.htm


Konsultierte Literatur: 

Eggenberg, S., Bornand, C., Juillerat, P., Jutzi, M., Möhl, A., Nyffeler, R. und Santiago, H. (2022) Flora Helvetica: Exkursionsflora, 2. Auflage. Bern.

Eggenberg, S. und Möhl, A. (2007) Flora Vegetativa. Ein Bestimmungsbuch für Pflanzen der Schweiz im Blütenlosen Zustand. Bern.

Fischer, M. A., Oswald, K. und Adler, W. (2008) Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3. Auflage. Linz.
zobodat.at

Greimler, J. und Jang, C.-G. (2003) Gentianella sect. Gentianella (Gentianaceae) in den Ostalpen. Mit einem illustrierten Bestimmungsschlüssel. Neilreichia 2–3, 209–234.
zobodat.at

Greimler, J., Hermanovski, B. und Jang, C.-G. (2004) A re-evaluation of morphological characters in European Gentianella section Gentianella (Gentianaceae). Plant Systematics and Evolution 248, 143–169.
DOI: 10.1007/s00606-004-0171-x
researchgate.net

Greimler, J., Park, J.-M. und Schneeweiss, H. (2011) Gentianella (Gentianaceae): A model taxon for evolution in the Alps. Taxon 60/2, 427–435.
DOI: 10.1002/tax.602012
researchgate.net

Greimler, J. und Till, W. (2012) Gentianella insubrica and G. germanica s.l. (Gentianaceae) in the western Alps. Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien, Serie B 113, 109–117.
zobodat.at

Jang, C.-G., Müllner, A. N. und Greimler, J. (2005) Conflicting patterns of genetic and morphological variation in European Gentianella section Gentianella. Botanical Journal of the Linnean Society 148, 175–187.
doi:10.1111/j.1095-8339.2005.00406.x
sci-hub.ru

Lenzin, H. und Heitz, A. (2022) Binz - Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz, mit Berücksichtigung einiger Grenzgebiete. 20. Auflage. Basel.

Autor*in: Stefanie Jacomet
Stand: 28. Juli 2025

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Welche Gentiana-Gruppe/Art

Hallo zusammen, Ist das eine Art der Gruppe Gentiana germanica oder Gentiana aspera?

Danke für eure Bestimmungshilfe!

Kalk, Chlausä UR, ca. 2000hm

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