Morphologie

Generative Merkmale

  • Blüten

    • Autumnale Blüte (7–9)
    • Krone: Bilder 9–11 (auch 1–8)
      • Blüten: 5-zählig; Blütenfarbe: hell-lila bis weisslich (FH: blau-violett)
      • Blütenform: ± glockig
      • Blütengrösse: eher kleinblütig!, Länge (10–)17–25(–30) mm, selten >20 mm.
      • Länge der Kronzipfel: 6–9 mm lang (5–10 mm) (eigene Erfahrungen: eher kurz, also kaum mehr als 6 mm, wenn nicht sogar kürzer)

    • Kelch: Bilder 9–17
      • Kelchzipfelschmal-lineal (oder schmal lanzettlich bis schmal dreieckig), alle etwa gleich breit und gleich lang; Rand kaum/nicht eingerollt: Bilder 9–13
      • Kelchzipfel-Länge im Verhältnis zur Kelchröhre: Kelchzipfel deutlich länger als die Kelchröhre (mehr als 2-mal (2–3-mal) so lang), so lang wie die Kronzipfel oder länger (Bilder 9–13)
      • Rand der Kelchzipfel: am Rand glatt, aber die Ränder der Kelchblattzipfel weisen gegen den Apex zu ab und zu gewellte, unebene (oder selten kurz-papillöse) Ränder auf (Greimler et al. 2004), siehe Bilder 14–17
      • Kelchbuchtenspitz (Bilder 9–11, 13–15, gemäss Greimler et al. 2004); FV und Lenzin/Heitz («Binz»): oft gerundet (Bild 16) (eigene Beobachtungen: meist eher spitz)

    Einzelne Blüte mit kurzen Kronzipfeln und sehr langen, schmal-linealen Kelchzipfeln. Berninapass / Umgebung des Lago Bianco (GR), 2295 m, 28.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Einzelne Blüte mit kurzen Kronzipfeln und sehr langen, schmal-linealen Kelchzipfeln. Berninapass / Umgebung des Lago Bianco (GR), 2295 m, 28.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Einzelne Blüte mit kurzen Kronzipfeln und sehr langen, schmal-linealen Kelchzipfeln. Berninapass / Umgebung des Lago Bianco (GR), 2295 m, 28.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Typische schmal-lineale Kelchzipfelformen an einer Pflanze. Berninapass / Umgebung des Lago Bianco (GR), 2295 m, 28.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Kelch (4 Kelchzipfel sichtbar) mit den typischen langen, schmal-linealen Kelchzipfeln und der vergleichsweise kurzen Kelchröhre; herbarisierte Blüte. Berninapass / Umgebung des Lago Bianco (GR), 2295 m, 28.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Eher spitze Kelchbucht und fast glatte Ränder der Kelchzipfel (Aufnahme Digitalmikroskop). Berninapass / Umgebung des Lago Bianco, 2295 m, 28. 8. 2024 (Stefanie Jacomet)

    Eher spitze Kelchbucht und fast glatte Ränder der Kelchzipfel (Aufnahme Digitalmikroskop). Berninapass / Umgebung des Lago Bianco (GR), 2295 m, 28.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Eher runde Kelchbuchten und fast glatte Ränder der Kelchzipfel (Aufnahme Digitalmikroskop). Berninapass / Umgebung des Lago Bianco (GR), 2295 m, 28.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Spitzen zweiter Kelchzipfel, deren Ränder ebenfalls nur schwach ausgebildete Papillen aufweisen. Berninapass / Umgebung des Lago Bianco (GR), 2295 m, 28.8.2024 (Stefanie Jacomet)

  • Früchte

    • Fruchtknoten: im Kelch 2–6 mm lang gestielt, also deutliches Gynophor vorhanden (Fischer et al. 2008: (1–)2–5 mm) (Bilder 18–19)

    Deutlich gestielter Fruchtknoten (langes Gynophor). Berninapass / Umgebung des Lago Bianco (GR), 2295 m, 28.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Deutlich gestielter Fruchtknoten (langes Gynophor). Berninapass / Umgebung des Lago Bianco (GR), 2295 m, 28.8.2024 (Stefanie Jacomet)

Vegetative Merkmale

  • Wuchsform, Stängel

    • Lebensform: monokarper Hemikryptophyt, Therophyt 1–2-jährig
    • Wuchsform: meist vom Grund an stark verzweigt (Bilder 1–8)
    • StängelHöhe: 2–15(–25) cm hoch =niedrig! (Bilder 1–3, 5–7)
    • Anzahl Internodien: 3–7

    Typische kleine, gedrungen wachsende Pflanze; zu sehen sind auch die eher rundlichen Blattspitzen. Berninapass / Umgebung des Lago Bianco (GR), 2295 m, 28.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Typische kleine, gedrungen wachsende Pflanze. Berninapass / Umgebung des Lago Bianco (GR), 2295 m, 28.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Etwas stattlicheres Exemplar, gedrungen wachsend, von unten her verzweigt. Man beachte die abgerundete Blattspitze. Berninapass / Umgebung des Lago Bianco (GR), 2295 m, 28.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Typische kleine, gedrungen wachsende, von unten her verzweigte Pflanze. Berninapass / Umgebung des Lago Bianco (GR), 2295 m, 28.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Typische kleine, gedrungen wachsende, von unten her verzweigte Pflanze – Herbarbeleg. Berninapass / Umgebung des Lago Bianco (GR), 2295 m, 28.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Etwas stattlicheres Exemplar, gedrungen wachsend, von unten her verzweigt. Berninapass / Umgebung des Lago Bianco (GR), 2295 m, 28.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Etwas mehr in die Länge gewachsene, auch von unten her verzweigte Pflanze. Berninapass / Umgebung des Lago Bianco (GR), 2295 m, 28.8.2024 (Stefanie Jacomet)

    Typische kleine, gedrungen wachsende, von unten her verzweigte Pflanze – mit Sicht auf den Lago Bianco am Berninapass (GR). 2295 m, 28.8.2024 (Stefanie Jacomet)

  • Blätter

    • Obere und untere Blätter (oft) stumpf (Bild 3), die anderen eiförmig-lanzettlich und teils recht spitz (verschiedene Habitusbilder 1–8); grundständige Blätter spatelförmig. Tragblätter spitz (siehe z.B. Bild 7)

Lebensraum

Standort: Rasen, Weiden, auf kalkarmem Boden, Caricion curvulae, Festucion variae

Verbreitung

Höhenlage / Geographie: (subalpin-)alpin / A (fehlt in den NW- und und NE-Alpen); zentral- und südalpine Art (Info Flora). In Greimler et al. 2011 steht zur Verbreitung (siehe dort auch Klarte S. 429; Übersetzung SJ): «Gentianella ramosa ist ein alpiner Endemit, der in den Schweizer und französischen Alpen vorkommt, zudem in NW-Italien, auf saurem Ausgangsgestein».

Systematik

Laut Greimler et al. 2011 «unterscheidet sich dieses Taxon morphologisch deutlich vom Rest der G. germanica-Gruppe durch seine einzigartige Kombination aus kleinen Blüten mit einem besonderen Kelchtyp und einer besonderen Blattform. Es ist das einzige Taxon, das in Mitteleuropa unseres Wissens noch nie als Teil einer Hybridisierung beobachtet wurde. (…) Dieses Taxon (…) unterscheidet sich auch durch die RFLP-Daten deutlich von allen anderen Taxa. Diese Merkmale deuten auf eine sehr lang anhaltende reproduktive Isolation von G. ramosa hin.» (Übersetzt mit DeepL.com, leicht verändert SJ)

Literatur, websites

Für Bilder und Beschreibungen konsultierte websites:

infoflora.ch

Konsultierte Literatur: 

Eggenberg, S., Bornand, C., Juillerat, P., Jutzi, M., Möhl, A., Nyffeler, R. und Santiago, H. (2022) Flora Helvetica: Exkursionsflora, 2. Auflage. Haupt Verlag, Bern.

Eggenberg, S. und Möhl, A. (2007) Flora Vegetativa. Ein Bestimmungsbuch für Pflanzen der Schweiz im blütenlosen Zustand. Haupt Verlag, Bern.

Fischer, M. A., Oswald, K. und Adler, W. (2008) Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3. Auflage. Linz.
zobodat.at

Greimler, J. und Jang, C.-G. (2003) Gentianella sect. Gentianella (Gentianaceae) in den Ostalpen. Mit einem illustrierten Bestimmungsschlüssel. Neilreichia 2–3, 209–234.
zobodat.at

Greimler, J., Hermanovski, B. und Jang, C.-G. (2004) A re-evaluation of morphological characters in European Gentianella section Gentianella (Gentianaceae). Plant Systematics and Evolution 248, 143–169.
DOI: 10.1007/s00606-004-0171-x
researchgate.net

Greimler, J., Park, J.-M. und Schneeweiss, H. (2011) Gentianella (Gentianaceae): A model taxon for evolution in the Alps. Taxon 60/2, 427–435.
DOI: 10.1002/tax.602012
researchgate.net

Greimler, J. und Till, W. (2012) Gentianella insubrica and G. germanica s.l. (Gentianaceae) in the western Alps. Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien, Serie B 113, 109-117.
zobodat.at

Jang, C.-G., Müllner, A. N. und Greimler, J. (2005) Conflicting patterns of genetic and morphological variation in European Gentianella section Gentianella. Botanical Journal of the Linnean Society 148, 175–187.
doi:10.1111/j.1095-8339.2005.00406.x
sci-hub.ru

Lenzin, H. und Heitz, A. (2022) Binz – Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz, mit Berücksichtigung einiger Grenzgebiete. 20. Auflage. Basel.

Autor*in: Stefanie Jacomet
Stand: 15. September 2025